Muharrem lebt in einem der ältesten Stadtteile Istanbuls. Sein Leben ist einsam und aufgeteilt zwischen seiner bescheidenen Arbeit, dem Gang zur Moschee und zurück nach Hause, wo er nach dem Tod seiner Eltern schon lange alleine wohnt. Einzig die Gemeinschaft der Glaubensbrüder gibt ihm Kraft. Sein streng ritualisiertes Leben schützt ihn vor den Gefahren der modernen Welt. Dem wird jäh ein Ende gesetzt, als der Scheich seiner islamischen Gemeinschaft beschließt, Muharrem aufgrund seines verlässlichen Wesens mit der Verwaltung der weltlichen Güter der Glaubensbrüder zu betrauen. Angetan mit neuem Anzug, Laptop, Handy und Chauffeur kümmert sich Muharrem von nun an um die klösterlichen Immobilien, durch die sich die Glaubensbruderschaft finanziert. Muharrem wird zu einem gefragten, einflussreichen Mann, der ständig in Istanbul unterwegs ist. Die Verlockungen, mit denen Muharrem durch Geld, Macht und Sex konfrontiert wird, überfordern ihn jedoch und zermürben sein strenggläubiges Herz. Besonders seine erotischen Träume, in denen er immer wieder von ein und derselben Frau verführt wird, kann Muharrem sich nicht verzeihen. Der Scheich, der seinen inneren Konflikt erkennt, bietet Muharrem seine Tochter als Frau an, doch dieser lehnt ab. Um seine Verwirrung zu kompensieren, wirft er sich immer mehr in das Ritual des gemeinsamen, ekstatischen Gebets. Als er die Frau, die ihn nachts heimsucht in der Realität trifft und erfährt, dass sie die Tochter des Scheichs ist, verliert er endgültig die Fassung. Seine völlige Selbstaufgabe stürzt ihn letztendlich in die Katastrophe ...
Die Faszination von "Takva - Gottesfurcht" leitet sich aus dem Zusammenspiel zwischen einer zutiefst universellen Geschichte und dem exotischen Istanbuler Milieu ab. So fremd und faszinierend die ekstatischen, derwischartigen Gebetsriten der Glaubensbrüder aus Muharrems Orden sind, so vertraut ist die Geschichte vom gottesfürchtigen Mann, der durch den Kontakt mit Sex und Geld die innere Richtschnur verliert. "Takva - Gottesfurcht" zeigt eindrucksvoll die verschiedenen Gesichter der europäischen Kulturhauptstadt Istanbul und setzt diese durch die filmische Handlung zueinander in Beziehung. Die Koproduktion zwischen der Türkei und Deutschland (...) schlägt also Brücken: Zwischen den traditionellen, tief religiösen Milieus, in denen sich die Hauptfigur bewegt, und dem aufgeklärten, westlich orientierten Istanbul, dem der Film durch seine Ästhetik und Problemstellung selbst angehört. Der Film schlägt sich dabei weder auf die eine noch auf die andere Seite. Er benennt einige der Probleme, die beim Aufeinanderprallen der verschiedenen Kulturen entstehen und leistet dadurch einen Beitrag zum Verständnis der jeweils anderen Welt - wie Istanbul selbst, die Brückenstadt zwischen dem Okzident und dem Orient.
- "Takva - Gottesfurcht" wurde vielfach ausgezeichnet (mehr als 15 internationale Auszeichnungen, darunter der Fipresci-Preis auf der Berlinale 2007 und sieben Preise beim Antalya Filmfestival 2006) und war ein großer Publikumserfolg in der Türkei, die er bei der Oscarverleihung 2008 repräsentierte.
Quelle der Inhaltsbeschreibung: www.arte.tv
Produktionsort, -gesellschaft: Hamburg: Corazón International
FSK: 12
Özer Kiziltan
2006
96 Min.
DVD