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Antisemitismus

Antisemitismus ist, wenn eine „Wir”-Gruppe meistens auf abwertende Weise eine Trennlinie zwischen sich und „den Juden” zieht und diese Unterscheidung dazu benutzt, um sich der eigenen Identität zu versichern. Antisemitismus basiert auf einer doppelten Unterscheidung. Die „Wir”-Gruppe wird zunächst als „Volk“, „Staat“, „Nation“, „Rasse“, „Identität“, „Kultur“ oder Religion von anderen „Völkern“, „Staaten“ usw. unterschieden. Diese Einheiten werden in einer antisemitischen Logik immer als wesenhafte, einheitliche und harmonische Gemeinschaften verstanden. „Die Juden“ werden ihnen dann als Gegenprinzip gegenübergestellt. Durch eine entsprechende Stereotypisierung werden „die Juden“ für alle verunsichernden, als negativ und bedrohlich für das eigene Selbstbild empfundenen gesellschaftlichen Prozesse verantwortlich gemacht. Im Anschluss daran werden ihnen die Bedrohung und „Zersetzung“ jener als ursprünglich imaginierten Gemeinschaft(en) zugeschrieben. Daraus ergeben sich der Glaube an eine in Gut und Böse eingeteilte Welt, an das Wirken verborgener Mächte und Verschwörungen als weitere Grundelemente des Antisemitismus. Da „die Juden“ in dieser Logik die personifizierte Bedrohung darstellen, sind dem Antisemitismus außerdem die Umkehr von Opfern und Täter:innen und die Diskriminierung – bis zur Vernichtung – von Menschen, die als „Juden“ markiert werden, – auf interaktionaler, institutioneller und gesellschaftlich kultureller Ebene – eingeschrieben. Antisemitische Stereotype rechtfertigen diese Diskriminierungen. Als wichtige (Erscheinungs)formen von Antisemitismus werden in verschiedenen Typisierungen unterschieden: christlicher Antisemitismus/Antijudaismus, rassistischer, moderner, sekundärer bzw. Post-Shoah-Antisemitismus bzw. NS-vergleichender Antisemitismus, Israelbezogener bzw. antizionistischer Antisemitismus und islamistischer/islamisierter Antisemitismus.

Siehe auch Antisemitismuskritik, Holocaust, Nationalismus, Nationalsozialismus, Rassismus, Rechtsextremismus und Shoah