Als Kulturalismus lassen sich kulturalisierende Denkweisen bezeichnen, in denen Kultur als funktionale Entsprechung von „Rasse“ dient. Während klassischer Rassismus biologische Merkmale als Begründung für soziale Hierarchien nutzt (Biologisierung), ersetzt der Kulturalismus diese durch kulturelle Unterschiede. Kultur wird dabei als etwas Starres dargestellt, das Menschen in ihrem Verhalten festlegt, wodurch soziale Ungleichheiten als natürlich und unveränderlich erscheinen. Dieser Mechanismus zeigt sich beispielsweise in der Annahme, dass bestimmte Gruppen aufgrund ihrer Kultur „nicht integrierbar” seien oder unüberwindbare Differenzen zu anderen Kulturen aufweisen. Um die problematischen Effekte des Kulturalismus zu vermeiden, ist es notwendig, Kultur als dynamisch, hybrid und kontextabhängig zu verstehen.
Siehe auch Identität (kollektive), Naturalisierung und Neorassismus