Der Begriff „Rasse“ ist in Bezug auf Menschen wissenschaftlich unhaltbar und obsolet. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für die Existenz unterschiedlicher menschlicher „Rassen“. Im Gegenteil, Studien haben gezeigt, dass die genetischen Unterschiede innerhalb einer sogenannten „Rasse“ größer sind als die zwischen zwei als „Rassen“ konstruierten Gruppen. Der Glaube an die Existenz von „Rassen“ ist vielmehr ein Produkt des Rassismus, nicht umgekehrt. Diese Praxis der Rassifizierung, also der Herstellung von „Rassen”, dient dazu, soziale Unterschiede zu rechtfertigen.
Trotz der wissenschaftlichen Widerlegung des Rassebegriffs findet mensch ihn immer noch in verschiedenen Kontexten, wie etwa in Gesetzestexten. Ein Beispiel ist das Grundgesetz, das formuliert, dass niemand „wegen seiner Rasse“ benachteiligt werden darf. Im Entwurf für ein Antidiskriminierungsgesetz wurde jedoch bewusst die Formulierung „aufgrund der Rasse“ gewählt, um klarzustellen, dass nicht das Gesetz von der Existenz verschiedener „Rassen“ ausgeht, sondern dass es sich auf die rassistischen Annahmen und Diskriminierungen bezieht, die von Einzelnen oder Institutionen vorgenommen werden. Als Alternativen werden die Formulierungen „rassistischer Zuschreibung“ oder „rassistischer Diskriminierung“ vorgeschlagen, die darauf abzielen, den Konstruktionscharakter und die soziale Funktion von „Rasse“ zu verdeutlichen.
In heutigen akademischen und aktivistischen Debatten über Rassismus wird oft der aus dem Englischen übernommene Begriff race verwendet, um den konstruierten Charakter von „Rasse“ zu betonen. Auch die Bezeichnung „rassifizierte Gruppe“ oder ähnliche Begriffe werden benutzt, um zu zeigen, dass es sich bei „Rasse“ nicht um eine biologische oder naturgegebene Kategorie handelt, sondern um eine gesellschaftliche Konstruktion, die dazu dient, soziale Hierarchien zu schaffen und zu erhalten. Trotz der Unhaltbarkeit des Begriffs sind Vorstellungen von „Rassen“ in vielen gesellschaftlichen Diskursen und Institutionen immer noch präsent. Aufgrund dessen kann in der Auseinandersetzung mit Rassismus die Nutzung des Begriffes nicht vollkommen vermieden werden; die Durchstreichung („Rasse”) macht die Ablehnung der Reproduktion darin deutlich.
Siehe auch Antidiskriminierung, Biologismus/Biologisierung und Neorassismus