IDA e.V. auf Facebook
IDA e.V. auf Instagram
RSS Feed abonnieren

Glossar Detailansicht

Doppeltes Bewusstsein

Den Begriff Doppeltes Bewusstsein (engl. double consciousness) hat der US-amerikanische Soziologe und Schriftsteller W.E.B. Du Bois in seinem 1903 erschienenen Buch Die Seelen der Schwarzen (engl. The Souls of Black Folk) über die rassistische Segregation der Schwarzen Bevölkerung in den USA geprägt. Du Bois beschreibt mit dem Begriff das Gefühl, „sich selbst immer nur durch die Augen anderer wahrzunehmen, der eigenen Seele den Maßstab einer Welt anzulegen, die nur Spott oder Mitleid für einen übrig hat“ (Übersetzung nach Kerner 2012, 116). Doppeltes Bewusstsein bezeichnet also eine Form, in der BIPoC* die Verweigerung von Zugehörigkeit, rassistische Zuschreibungen und Weißsein als Norm verinnerlicht haben. Das eigene Selbst ist dann nur durch den Spiegel von Stereotypen und weißer Normen zugänglich. Die Folgen von doppeltem Bewusstsein können Passivität, Aggressivität, Minderwertigkeitsgefühle und Überkompensation sein. Letzteres bedeutet, dass eine rassistisch markierte Person einerseits versucht, möglichst angepasst und unauffällig zu sein, um keine Stereotype zu erfüllen und auf diese Weise Diskriminierungen zu entgehen. Andererseits kann sie versuchen, sich offensiv von anderen BIPoC* abzugrenzen, auf die Stereotype zutreffen. Auch der Arzt und postkoloniale Denker Frantz Fanon hat diese Mechanismen in Schwarze Haut, weiße Masken beschrieben.

Siehe auch Epistemische Gewalt, Kulturimperialismus und Symbolische Macht

Synonyme: Double Consciousness