Den Begriff „doppeltes Bewusstsein“ (engl. double consciousness) hat der US-amerikanische Soziologe und Schriftsteller W.E.B. Du Bois in seinem 1903 erschienenen Buch „Die Seelen der Schwarzen“ (engl. The Souls of Black Folk) über die Rassentrennung in den USA geprägt. Du Bois beschreibt mit dem Begriff das Gefühl, „sich selbst immer nur durch die Augen anderer wahrzunehmen, der eigenen Seele den Maßstab einer Welt anzulegen, die nur Spott oder Mitleid für einen übrig hat.”* Doppeltes Bewusstsein bezeichnet also eine Form, in der rassistisch diskreditierbare Menschen die Verweigerung von Zugehörigkeit, rassistische Zuschreibungen und Weißsein als Norm verinnerlicht haben. Das eigene Selbst ist dann nur durch den Spiegel von Stereotypen und weißer Normen zugänglich. Die Folgen von doppeltem Bewusstsein können Passivität, Aggressivität, Minderwertigkeitsgefühle und Überkompensation sein. Letzteres bedeutet, dass eine rassistisch diskreditierbare Person einerseits versucht, möglichst angepasst und unauffällig zu sein, um keine Stereotype zu erfüllen und auf diese Weise Diskriminierungen zu entgehen, und sich andererseits offensiv von anderen rassistisch diskreditierbaren Personen abgrenzt, auf die Stereotype zutreffen.
Siehe auch epistemische Gewalt und Rassismus