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Sekundärer Rassismus

Sekundärer Rassismus ist ein Begriff, den der Sozialarbeiter und Rassismusforscher Claus Melter eingeführt hat. Damit bezeichnet er die Abwehrhaltung rassistisch nicht diskreditierbarer Menschen dagegen, Rassismuserfahrungen zu thematisieren, Rassismus als gesellschaftliche Normalität anzuerkennen, sich mit Rassismusvorwürfen reflektiert auseinanderzusetzen und Verantwortung für ausgeübte Rassismen und die Unterbrechung von Rassismus zu übernehmen. Durch sekundären Rassismus setzen rassistisch nicht diskreditierbare Menschen ihre Wahrnehmung der sozialen Realität als verbindlich durch (siehe auch Weißsein, Privilegien und Dominanz). Auf diese Weise schaffen sie die Voraussetzung dafür, Ungleichverteilungen in der Gesellschaft rassistisch zu erklären, z. B. ethnisierend oder kulturalisierend. Sekundärer Rassismus äußert sich auf interaktionaler, institutioneller und gesellschaftlich-kultureller Ebene, z. B. wenn berichtete Rassismuserfahrungen geleugnet werden; wenn die Auseinandersetzung mit Rassismus als „zusätzliche“ Aufgabe anstatt als Teil von Professionalität und notwendiger Inhalt der pädagogischen Ausbildung verstanden wird; wenn öffentliche Diskurse vorherrschen, in denen Rassismus auf körperliche Gewalt reduziert, oder als Ausnahme von einer sonst nicht rassistischen Normalität verstanden wird. Im hinter dem Begriff stehenden Verständnis geht es nicht darum, Rassismusvorwürfe vor Kritik zu schützen, sondern darum, dass weiße Menschen sich ernsthaft, gründlich und präzise mit Handlungen und eingeschliffenen Handlungsmustern auseinandersetzen.

Siehe auch Farbenblindheit