Der Begriff Alltagsrassismus thematisiert das Zusammenwirken von individuellen Handlungen und gesellschaftlich-kulturellem Rassismus. Alltagsrassismus zeigt sich, wenn sich ein rassistisches Wissen über kulturell verankerte Zugehörigkeitsordnungen, Bilder und Vorstellungen unbewusst und/oder unbeabsichtigt z.B. in vermeintlich neutralen, positiven oder neugierigen Fragen, Aussagen, Gesten, Handlungen und Blicken niederschlägt. Erstens ist also das Nebeneinander von „süßen und bitteren Worten“ (Grada Kilomba) für Alltagsrassismus charakteristisch (siehe Double Bind). Es verschleiert seine Gewalt. Diese liegt zweitens darin begründet, dass Alltagsrassismen die betroffenen Personen implizit aus dem „Wir“ ausweisen, indem sie anhand rassifizierter Merkmale (Aussehen, Sprache, Namen usw.) unabhängig von ihren individuellen Erfahrungen und Selbstidentifikationen als „Andere“ identifiziert und behandelt werden. Dies geschieht z.B. durch übergriffige Handlungen wie das Berühren der Haare, (wiederholtes) Fragen nach der „wirklichen” Herkunft oder durch Komplimente für Deutschkenntnisse. Drittens ist Alltagsrassismus durch seine Regelmäßigkeit gekennzeichnet. Er erschüttert so permanent das Selbstbild der betroffenen Personen, eine Erfahrung, deren Schwere häufig noch dadurch verstärkt wird, dass ihnen abgesprochen wird, überhaupt Rassismus erfahren zu haben (siehe Sekundärer Rassismus).