Neue Rechte ist ein Sammelbegriff für ein uneinheitliches und loses Spektrum rechtsextremer Einzelpersonen, Projekte, Organisationen und Netzwerke in der Bundesrepublik und Frankreich. Der Ursprung der Neuen Rechten in der Bundesrepublik wird Ende der 1960er Jahre datiert. Sie konzentriert sich besonders auf die intellektuelle und theoretische Arbeit und das Prägen von Begriffen. Neurechte Akteur:innen streben damit zunächst nach Einfluss in intellektuellen Milieus. Ihr damit verbundenes Ziel ist zu beeinflussen, was in der breiten Öffentlichkeit als selbstverständlich anerkannt wird. So wollen sie öffentliche Debatten in ihrem Sinne vorprägen und eine geistig-kulturelle Vormachtstellung (kulturelle Hegemonie) erringen. Diese betrachtet die Neue Rechte als Voraussetzung und Absicherung von politischer Macht. Diese Strategie bezeichnen neurechte Akteur:innen als „Metapolitik” und „Kulturrevolution von rechts”. Wichtige Mittel dafür sind gezielte Provokationen sowie die Übernahme und Umdeutung von Begriffen der politischen Linken (siehe Woke).
Im Unterschied z.B. zu Neonazis grenzt sich die Neue Rechte vordergründig vom Nationalsozialismus und Neonazismus ab, auch wenn es u.a. zahlreiche personelle Überschneidungen gab und gibt. Stattdessen bezieht sie sich in ihren Schriften und Aussagen auf die Autoren - von Redensschreibern, Schriftstellern und Publizisten bis zu Staatsrechtlern und Kulturphilosophen - der sogenannten Konservativen Revolution und der europäischen Faschismen. Die Konservative Revolution ist allerdings eine Erfindung der Neuen Rechten selbst. Der rechtsextreme Publizist Armin Mohler hat unter diesem Schlagwort 1950 zahlreiche Autoren zusammengefasst, die sich selbst nicht als Konservative Revolution beschrieben. Ihre einzige Gemeinsamkeit bestand darin, Demokratie, individuelle Menschenrechte, Selbstbestimmung und damit auch die Weimarer Republik abzulehnen. Die Neue Rechte stimmt darin mit der Konservativen Revolution überein. Sie beschreibt die abgelehnten Entwicklungen mit der Feindmarkierung „Liberalismus” und sieht gesellschaftliche Liberalisierung als Ausdruck eines allgemeinen Kulturverfalls. Überhaupt sieht sie es als ihre Aufgabe, die Feind:innen zu markieren, gegen die sich rechtsextreme Politik und Gewalt dann zu richten haben (siehe Antifeminismus, Gender und Woke).
Daneben gehört das Konzept des „Ethnopluralismus“ zu den Kernelementen neurechter Ideologie. Aus diesem ergibt sich der Glaube, dass ethnisch und kulturell einheitliche „Völker” als Grundlage für politische Nationen existieren, und an die Notwendigkeit, dass diese „Völker” getrennt bleiben (siehe Völkischer Nationalismus). Homogenität ist aus Sicht der Neuen Rechten die Voraussetzung für Demokratie. Daraus ergibt sich eine weitere Verfallsdiagnose: Die Neue Rechte sieht die geforderte Homogenität durch Migration gefährdet, gibt der Demokratie bzw. demokratischen Regierungen dafür die Schuld und verachtet Demokratie für diese - in ihren Augen - Schwäche. Zu dieser angeblichen Schwäche hat aus Sicht der Neuen Rechten auch die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen - besonders der Shoah - und die Etablierung einer öffentlichen Erinnerungskultur beigetragen (siehe Geschichtsrevisionismus und Post-Shoah-Antisemitismus). Diese lehnt sie folglich ebenfalls ab.
Auch wenn sich die Neue Rechte scheinbar vom Nationalsozialismus distanziert, ergibt sich aus diesen Merkmalen dennoch ein völkisches und autoritäres Weltbild. Unter „Konservativ” versteht die Neue Rechte dementsprechend nicht den Versuch, das zu erhalten, was bewahrenswert ist. Vielmehr soll geschaffen werden, was sich in ihren Augen zu erhalten lohnt, nämlich einheitliche „Völker” - die es so noch nie gegeben hat -, die säuberlich getrennt in autoritären Staaten leben. Daher ist die Neue Rechte weder chronologisch noch ideologisch oder personell als „neu” zu verstehen. Vielmehr dient der hier beschriebene Begriff Neue Rechte dazu, eine bestimmte Strömung des deutschen Rechtsextremismus analytisch zu beschreiben.