Unter Stereotypisierung wird der Prozess verstanden, durch den konstruierten sozialen Gruppen (siehe Rassifizierung) wenige, stark vereinfachte Eigenschaften (siehe Stereotyp) zugeschrieben werden. Ihnen zugeordnete Personen werden infolgedessen auf ihre zugeschriebene Gruppenzugehörigkeit und diese Eigenschaften reduziert werden. Dadurch werden sowohl Gemeinsamkeiten zwischen als auch Unterschiede innerhalb der konstruierten Gruppen verwischt. Durch Stereotypisierung wird das „Wesen“ der konstruierten Gruppen und der ihr zugeordneten Personen bestimmt und umgekehrt die zugeschriebenen Eigenschaften mit dem „Wesen“ der konstruierten Gruppen erklärt (siehe Biologisierung und Kulturalisierung). Zugeschriebene Eigenschaften und Verhalten werden also essentialisiert und naturalisiert.
Die „den Anderen“ zugeschriebenen Eigenschaften sind weder willkürlich noch zufällig. Sie leiten sich von den gesellschaftlich vorherrschenden Werten ab. Mittels Stereotypisierung können rassistisch nicht diskreditierbare Menschen also alles Abweichende und „Unnormale“ auf „die Anderen“ projizieren und auf diese Weise von sich abgespalten. Dadurch werden gesellschaftliche Normen durchgesetzt, die eigene Identität stabilisiert und symbolische Grenzen gezogen. Denn durch Stereotypisierung werden „die Anderen“ vollends zu absolut und wesenhaften „Anderen“ (siehe Othering). Dieser Prozess funktioniert unabhängig davon, ob die Stereotype positiver (Exotisierung, Idealisierung, Romantisierung) oder negativer (Dämonisierung) Natur sind.
Siehe auch symbolische Macht