IDA e.V. auf Facebook
IDA e.V. auf Instagram
RSS Feed abonnieren

Glossar

Im Glossar erläutert IDA zentrale Begriffe aus seinen Arbeitsbereichen kurz und verständlich. Das Glossar wird kontinuierlich erweitert und aktualisiert. Sie vermissen einen Begriff? Schreiben Sie uns einfach an Info(at)IDAeV.de.

Neo-Linguizismus

Da Linguizismus wie auch Rassismus dem Selbstverständnis von Demokratien widersprechen, sind offene Formen des Linguizismus eher verdeckten Ausdrucksweisen gewichen. In Anlehnung an den Neorassismus spricht Inci Dirim daher von Neo-Linguizismus. Sie unterscheidet damit zwischen einem „historischen Linguizismus, der ein staatlich legitimiertes Macht- und Unterdrückungsmittel darstellt, und dem heute offiziell illegitimen, aber dennoch existenten Linguizismus“. Dieser zeichne sich dadurch aus, dass er subtil agiere, sein Wirken durch harmlos klingende Bezeichnungen verdeckt und dadurch über Ausgrenzung und Unterdrückung hinwegtäusche.

Dem Neo-Linguizismus wohnt die Vorstellung von der Nation als homogener sprachlicher Einheit inne. Die Vorstellung von Einsprachigkeit wird zum Normalfall und Mehrsprachigkeit zur Abweichung gemacht. Jede andere als die nationale Standardsprache erscheint dadurch für die Existenz dieser Art von Nation(alstaat) als bedrohlich. Dementsprechend richtet sich Neo-Linguizismus „gegen Menschen, die nicht die Nationalsprache eines Staates in monolingualer Form und als ‚native-speaker‘ sprechen, in Form von unbewussten oder bewusst vollzogenen Handlungen“, die diese Menschen diskreditieren und unterdrücken. Die sprachlich „Anderen“ werden der Nationalsprache unterworfen und die Nationalsprache als Element zum Erhalt des monolingualen Nationalstaats gesichert.

Beispielsweise ist von Neo-Linguizismus zu sprechen, wenn der schulische Unterricht in nicht-deutschen Erstsprachen mit dem Argument wegfällt, er sei nicht relevant für den Arbeitsmarkt, während zweisprachiger Unterricht in prestigeträchtigen Sprachen nicht in Frage gestellt wird.

Siehe Nationalismus