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Call for papers - IDA-Reader 2022 – Beitragsvorschläge gesucht: „Klassismus und Rassismen“

Rassismen und Klassismus entscheiden von klein auf über die Anerkennung und Lebenschancen, die Menschen in unserer Gesellschaft haben. Sie sind es, die Herrschaft, Diskriminierung und soziale Ungleichheit legitimieren. So haben Kinder aus reichen Familien trotz gleicher Lesekompetenzen eine viermal höhere Chance auf das Gymnasium zu wechseln als Kinder aus armen Familien. Unter letzteren finden sich überproportional viele mit eigener oder familiärer Migrationsgeschichte sowie BIPoC*, so dass Jugendliche aus diesen Familien die Schule immer noch häufiger ohne Abschluss verlassen als junge weiße und nicht-migrierte Menschen. Dennoch ist Klassismus in der öffentlichen Wahrnehmung merkwürdig abwesend.

All das sind Gründe, warum sich IDA im nächsten Reader, der 2022 erscheinen soll, der Verwobenheit von Klassismus und Rassismen widmen möchte. Die Beiträge können sich beispielsweise auf folgende Themenfelder und Fragen beziehen, aber auch darüber hinausgehen:

1.) Rassismus und Klassismus – Kontinuitäten und Verknüpfungen: Wie sind Klassismus und unterschiedliche Rassismen (Anti-Schwarzer, antimuslimischer, antiasiatischer, antiindigener und antislawischer Rassismus) miteinander verwoben? Welche gemeinsame Geschichte besitzen sie (z. B. im Hinblick auf Kolonialismus, Nationalsozialismus und deren Kontinuitäten oder hinsichtlich der Geschichte der Arbeiter:innenbewegung)? Welche Wechselwirkungen und Bezüge bestehen zwischen Klassismus und Anti<s>zigan</s>ismus / Gadje-Rassismus sowie Klassismus und Antisemitismus? Inwiefern sind Klassen-Rassismen z. B. auch vergeschlechtlicht?

2.) Erfahrungen: Wie verändern sich Rassismuserfahrungen (von jungen Menschen) in Abhängigkeit von Klasse und Klassenzuschreibungen? Welche Erfahrungen machen z. B. Kinder von migrierten Arbeiter:innen, die durch Bildung sozial „aufsteigen“, z. B. als erste Akademiker:innen-Generation? Wie wirken sich sozialer Status und soziale Herkunft auf das Erleben von Weißsein aus? Wie schreiben sich Rassismen und Klassismus gemeinsam in Körper ein und prägen Selbstbilder?

3.) Institutionen und Strukturen: Wie sind Klassismus und Rassismus auf einer institutionell-strukturellen Ebene in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen insbesondere im Hinblick auf junge Menschen – und in ihrer geschichtlichen Entwicklung – miteinander verbunden (z. B. in der Schule, in der Jugendhilfe, der Jugendarbeit, auf dem Wohnungsmarkt und im städtischen Raum, im Sport, im Gesundheitssystem, im Bereich von Migration und der Teilhabe migrierter Menschen oder im Internet hinsichtlich der digitalen Teilhabe und dem Einsatz von Algorithmen)? Welche Ansatzpunkte gibt es, entsprechende diskriminierende Strukturen abzubauen (z. B. über das Antidiskriminierungsrecht)?

4.) Bildungs- und Jugendarbeit: Inwiefern reproduziert die rassismuskritische Bildungs- und Jugendarbeit selbst klassistische Ausschlüsse? In welcher Hinsicht kann eine klassismuskritische „Brille“ hilfreich für die Thematisierung von Rassismus in der Jugend- und Bildungsarbeit sein?

5.) Gesellschaftliche Dynamiken: Welchen Beitrag kann eine intersektionale Perspektive auf Klassismus und Rassismen zur Erklärung aktueller gesellschaftlicher Dynamiken leisten, z. B. zur Erklärung des Zuspruchs für extrem rechte (d. h. auch rechtspopulistische) Parteien und rassistische Positionen? Wie sind Klassismus und Rassismen in Kämpfen um gesellschaftliche Anerkennung und Sichtbarkeit miteinander verwoben (Stichwort „Integrationsparadox“)? Müssen Klassismus, Rassismen und Kapitalismus gemeinsam kritisiert werden? Was bedeutet dies für die Bekämpfung von Rassismus?

Diesen und weiteren Fragen möchten wir uns im IDA-Reader 2022 widmen und dazu verschiedene Fachbeiträge, Interviews und Methoden aus der Bildungsarbeit zum Themenkomplex vereinen. Wir freuen uns über Vorschläge für Beiträge aus der Praxis, die sich den oben genannten oder weiteren Fragen zum Thema Klassismus widmen. Bitte reicht Eure Vorschläge (max. 3.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) und eine kurze Autor:innenbeschreibung bis zum 31. Januar 2022 unter info(at)IDAeV.de ein. Eine Zusage geben wir spätestens bis zum 28. Februar 2022. Den fertigen Beitrag erwarten wir nach Zusage bis zum 15. Juni 2022 mit einem Umfang von 17.500 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Literatur). Rückfragen beantworten wir gern unter info(at)IDAeV.de. Einen Einblick in die bereits publizierten Reader bietet unsere Webseite unter https://www.idaev.de/ publikationen/reader.

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