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IDA-Reader 2023 – Beitragsvorschläge gesucht: „Antifeminismus und Feminismen der Migrationsgesellschaft“ (Arbeitstitel)

Feminismus hinterfragt Dominanz- und Machtverhältnisse und setzt sich für die gesellschaftliche, politische und ökonomische Gleichheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung aller Menschen ein. Der Einsatz für die Gleichstellung aller, insbesondere von Frauen, ging schon immer auch mit Gegendiskursen und -bewegungen einher. Antifeministische Akteur:innen aller Couleur und die Anti-Gender-Bewegung lehnen die Gleichstellung von FLINTA* (Frauen, Lesben, inter*, nicht binären, trans* und agender Personen) und die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ab, da sie hierin eine Gefahr für die „natürliche (Geschlechter-) Ordnung“ sehen. Auch der Geschlechterforschung als angebliche wird unter-stellt, eine „Gender-Ideologie“ zu betreiben, Männer unterdrücken, die Gesellschaft „homosexualisieren“ und Kinder „frühsexualisieren“ zu wollen.

Geschlechtsspezifische bzw. sexualisierte Gewalt gegen FLINTA* wird von antifeministischen Akteur:innen oftmals nur dann thematisiert, wenn ‚die Anderen‘ dafür verantwortlich gemacht werden können. Die vermeintliche Herkunft der Täter erscheint antifeministischen Akteur:innen in der Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt hierbei wichtiger, als die sexualisierten Übergriffe an FLINTA* selbst. Auch die Abschaffung des sogenannten Transsexuellengesetzes zugunsten eines Selbstbestimmungsgesetzes lehnen Antifeminist:innen ab, da dieses vermeintlich Gewalt gegen cis Frauen fördern würde.

In den vergangenen Jahren haben antifeministische Ressentiments, Bestrebungen und Angriffe zugenommen. Dies lässt sich u.a. damit erklären, dass eine zunehmende Polarisierung von Seiten der extremen Rechten in den Debatten um Geschlecht und Gender wieder gesellschaftsfähig gemacht wird. „Der Feminismus“ wird von Rechtspopulist:innen, Rechtsextremen, religiösen Fundamentalist:innen und Konservativen zum Feindbild erklärt und als Bedrohung empfunden.

All das sind Gründe, warum IDA den nächsten Reader, der 2023 erscheinen soll, der Erscheinung des Antifeminismus und Feminismen in Migrationsgesellschaft widmen möchte. Die Beiträge können sich beispielsweise auf folgende Themenfelder und Fragen beziehen, aber auch darüber hinausgehen:

1.) Überblick: Was ist Antifeminismus? Wie grenzt er sich zu Sexismus und Misogynie ab? Welche unterschiedlichen feministischen Ansätze gibt es in aktuellen Debatten? Was ist Queerfeminismus? Welche Bilder über migrantische Geschlechterrollen existieren in der Gesellschaft?

2.) Antifeminismus und seine Ideologischen Verknüpfungen: Welche Rolle spielt Antifeminismus als ideologischer Teil von Rechtsextremismus? Wie werden Frauen-/LGBTQIA*-Bewegungen von extremen Rechten vereinnahmt? In welchem Verhältnis stehen (rechte) TERF-Ideologien zu Antifeminismus? Welche Bedeutung hat das Internet für antifeministische Bewegungen (Incel-Culture, Radikalisierung, Terrorismus)? Wie ist die Rolle von (rechten) Männerbünden und -bewegungen?

3.) Anschlussfähigkeit: Wie sieht die Anschlussfähigkeit von Antifeminismus in bürgerlichen Kreisen, christlichen Kirchen und traditionellen Jugendverbänden konkret aus? Wie begegnen Jugendliche antifeministischen Inhalten auf Social Media? Gibt es einen Bezug von Antifeminismus und Antisemitismus? Wie wirken sich Berührungen mit Antifeminismus auf (junge) Frauen aus?

4.) Communitybezogener Feminismus in der Migrationsgesellschaft: Was ist intersektionaler Feminismus? Wie sehen die Feminismen verschiedener Communitys in Deutschland aus? (Schwarzer Feminismus, muslimischer Feminismus, jüdischer Feminismus, Romani-Feminismus, migrantischer Feminismus, weitere Communitys). Was bedeutet Feminismus für mehrfach marginalisierte Personen (z.B. mehrgewichtige/be_hinderte/trans*/arme BIPoC)? Welche solidarischen feministischen Bündnisse existieren in Deutschland?

5.) Kritik am weißen Feminismus: Kritische Betrachtung der Entwicklung der weißen Frauenbewegung in Deutschland? Warum sind queere Spaces so weiß und wie könnten sie diverser werden? Wie sieht Queerfeminismus aus im Kontext von Rassismus/Migration/Flucht und Asyl?

6.) Jugendverbandsarbeit: Wie gestalten sich feministische Debatten und Entwicklungen in Jugendverbänden und MJSOs (Migrantischen Jugendselbstorganisationen)? Welche Konflikte gibt es in dem Zusammenhang?

Diesen und weiteren Fragen möchten wir im IDA-Reader 2023 in Fachbeiträgen, Interviews und Metho-den aus der Bildungsarbeit zum Themenkomplex nachgehen. Wir freuen uns darüber hinaus über Vor-schläge für Beiträge aus der Praxis.

Bitte reicht Eure Vorschläge (max. 3.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) und eine kurze Autor:innenbeschreibung bis zum 28.02.2023 unter info(at)IDAeV.de ein. Eine Zusage geben wir spätestens bis zum 17.03.2023. Den fertigen Beitrag erwarten wir nach einer Zusage bis zum 31.05.2023 mit einem Umfang von 17.500 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Literatur). Wir möchten strukturell marginalisierte Autor:innen besonders einladen, Beiträge einzureichen. Zu diesem Zwecke ist ein begrenztes Budget für Aufwandsentschädigungen bereitgestellt.

Rückfragen beantworten wir gern unter info(at)IDAeV.de. Einen Einblick in die bereits publizierten Reader bietet unsere Webseite unter https://www.idaev.de/publikationen/reader.