In einer zunehmend diskriminierungssensiblen Gesellschaft haben intersektionale Perspektiven eine größere Bedeutung. Für junge Alevit*innen ist die aktive Auseinandersetzung mit der besonderen Diskriminierungsform, von der sie betroffen sind, relativ neu. Betroffene von Antialevitischem Rassismus können sowohl innerhalb als auch außerhalb der migrantischen Community Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren und befinden sich somit häufig in einer mehrfachmarginalisierten Position. Diese Erfahrung ist schon lange Teil der alevitischen Identität und rückt nun durch neue Perspektiven auf Intersektionalität immer mehr in den Fokus junger Menschen.
Im BDAJ wurde daher eine stärkere Auseinandersetzung mit der Thematik gefordert. Wie viele andere Diskriminierungsformen gibt es digitale und analoge Räume, in denen Alevit*innen damit konfrontiert sind. Um einen Umgang damit zu finden, braucht es eine Auseinandersetzung nach innen sowie nach außen. Damit ein Verständnis für das Phänomen Antialevitischer Rassismus aufgebracht werden kann, sollten die Ideologien der Täter*innengruppen betrachtet werden.
Im Wesentlichen sind es türkisch-nationalistische und / oder islamistische Ideologien, die als Begründung für die Diskriminierung und Andersmachung von Alevit*innen dienen. Alevit*innen sind allerdings nicht die einzigen Betroffenen. Alle Andersdenkenden und marginalisierten Gruppen in der Türkei werden zur Schaffung von Feindbildern genutzt und sind daher ebenso von Diskriminierung betroffen. Dies hat auch unmittelbare Auswirkungen auf Betroffene in Deutschland.
Die Migrationsgesellschaft Deutschlands ist sehr vielfältig und lässt dadurch aber auch Raum für unterschiedliche Formen menschenverachtender Ideologien, z. B. transnationaler Nationalismus und Islamismus. Davon betroffen sind im unterschiedlichen Maße verschiedene Minderheitengruppen, neben Alevit*innen beispielsweise Êzîd*innen und Armenier*innen. Die Teilnehmenden des Seminars werden sich mit den politischen Hintergründen dieser Ideologien befassen und lernen dagegen zu argumentieren. Darüber hinaus geht es darum, die Auswirkungen von Rassismus auf die alevitische Lebenswelt herauszuarbeiten und eine selbstbestimmte Erinnerungskultur zu fördern.
Mit Blick auf Täter*innenideologien würde auch die Teilnahme von Êzîd*innen (und Armenier*innen) zum Austausch über diese und zum gemeinsamen Empowerment beitragen.
Das Seminar richtet sich vornehmlich an alevitische Jugendliche und junge Erwachsene, und alle weiteren mehrfach von Rassismus betroffenen Jugendlichen und junge Erwachsene, z. B. Ezid*innen, Armenier*innen.
Weitere Informationen zu Programm und Anmeldung finden Sie hier.