Eine einheitliche Definition des Rechtsextremismus gibt es nicht, da in großen Teilen der Wissenschaft etwas anderes unter dem Begriff verstanden wird als in der amtlichen Definition der Verfassungsschutz- und Sicherheitsbehörden sowie der diesem Verständnis nahestehenden Extremismustheorie. Darüber hinaus ist umstritten, was die Elemente eines rechtsextremen Weltbilds sind und ab welchem Intensitätsgrad von einem geschlossen rechtsextremen Weltbild gesprochen werden kann. Zumindest darauf, dass eine Ideologie der Ungleichheit bzw. Ungleichwertigkeit fester Bestandteil des Rechtsextremismus ist, können sich die allermeisten Wissenschaftler:innen aber einigen.
Im Zentrum rechtsextremer Ideologie steht der (implizite) Glaube an eine „natürliche” Ordnung. Dementsprechend werden Menschen anhand von konstruierten „Rassen“ oder „Völkern“ in „natürliche“, unabänderliche Kollektive eingeteilt. Durch den Ausschluss all derer, die „von Natur aus“ nicht zum Kollektiv gehören, soll das Ziel erreicht werden, dass diese ethnisch-homogen gedachten Völker in Regionen zusammenleben, die entlang ethnisierter Trennlinien definiert werden (Rassismus, Völkischer Nationalismus).
Neben Rassismus und völkischem Nationalismus wird auch Antisemitismus immer wieder als Kernelement des Rechtsextremismus genannt. Antisemitismus kann die anderen Elemente des Rechtsextremismus in einer umfassenden Welterklärung miteinander verbinden. Er schafft dadurch ein Feindbild, das für die Widersprüche zwischen der realen Welt und der angeblich „natürlichen” Ordnung persönlich verantwortlich und verfolgt werden kann.
Indem rechtsextreme Argumentationen dem Kollektiv eine vorrangige Stellung gegenüber dem Individuum zuschreiben, widersprechen sie den Grundlagen der liberalen Demokratie, die sich ihrerseits am freien, gleichen und selbstbestimmten Individuum orientiert. In der „natürlichen“ Gemeinschaft kommt somit jedem Individuum ein „natürlicher“ Platz zu. Autoritarismus auf individueller und gesellschaftlicher Ebene ist daher ebenfalls ein zentrales Merkmal des Rechtsextremismus.
Inwiefern auch andere Elemente zu zentralen ideologischen Bausteinen des Rechtsextremismus gezählt werden können, wird diskutiert. So fordern Wissenschaftlicher:innen und Praktiker:innen einen geschlechterreflektierten Rechtsextremismus-Begriff ein. Denn aus dem rechtsextremen Glauben an eine „natürliche” Ordnung folgt z.B. auch der Glaube an eine „natürliche” Geschlechterordnung, in der Frauen Männern untergeordnet und für den Erhalt des „Volks” durch Gebären und Kindererziehung zuständig sind. Daher können Antifeminismus und Sexismus logische Bestandteile eines rechtsextremen Weltbildes betrachtet werden. Daneben wird auch diskutiert, inwiefern Verschwörungserzählungen konstitutiv für ein rechtsextremes Weltbild sind.
Siehe auch Extreme Rechte