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Antislawischer Rassismus

Der Antislawische Rassismus oder Antislawismus stellt eine Form von Rassismus dar, den viele Rassismus-Debatten übersehen. Denn es handelt sich um einen Rassismus, der sich gegen häufig weiß gelesene (aber nicht weißpositionierte) Menschen (Menschen mit osteuropäischen Bezügen, Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, postsowjetische Migrant:innen) richtet. Rassismus muss sich jedoch nicht nur auf den Hautton beziehen, sondern kann auch an Sprache oder Akzent (Linguizismus), Name oder Aussehen, kulturelle Praktiken oder Religion anknüpfen. Aufgrund dieser Besonderheit des Antislawischen Rassismus und seiner Geschichte in Deutschland weisen kritische Stimmen darauf hin, dass die Kategorien weiß und BIPoC* von Antislawischem Rassismus Betroffene nicht berücksichtigen, weil sie in der Regel als weiß gelesen werden und trotzdem Rassismus erleben. 

Während des Nationalsozialismus erlebte der Antislawische Rassismus seinen Höhepunkt. In den Augen der Nationalsozialist:innen bildeten „Slaw:innen“ eine minderwertige „Rasse“, die aus einem als rückständig und barbarisch imaginierten „Osten“ stammten und die es deshalb zu kolonisieren und zu unterwerfen galt. Diese Ideologie war jedoch keine Erfindung der Nazis, sondern hat ihre Wurzeln bereits im Mittelalter, als polnische, sorbische, litauische und böhmische Menschen auf „deutschen“ Sklavenmärkten verkauft wurden. Seit dem 18. Jahrhundert betrachtete Preußen polnische und andere östliche Gebiete als koloniale Gebiete, eine Haltung, die auch in der Paulskirchenversammlung von 1848, im Kaiserreich und im Ersten Weltkrieg zum Vorschein kam. Gleichzeitig werteten Philosophen wie Immanuel Kant und Friedrich Wilhelm Hegel „Slaw:innen“ in ihren Schriften mit rassistischen Zuschreibungen ab. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts rekrutierte die in den damaligen deutschen Staaten entstehende Industrie – vor allem die Bergbauindustrie zahlreiche polnische Arbeiter, die als „Ruhrpolen“ bekannt wurden. Sie wurden von der Politischen Polizei überwacht und waren einer strengen Germanisierungspolitik unterworfen, z.B. mussten Gottesdienst auf Deutsch abgehalten werden. Zudem warben Gutsbesitzer:innen in den östlichen Provinzen des Deutschen Reichs zahlreiche Landarbeiter:innen aus Osteuropa als billige Arbeitskräfte an, die sie jederzeit wieder zurückschicken konnten. Kontinuitäten zu dieser Praxis finden sich im heutigen Umgang mit osteuropäischen Arbeitskräften z.B. in der Fleischverarbeitung, im Baugewerbe oder in der häuslichen Pflege.