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Strategischer Essentialismus

Das Konzept des Strategischen Essentialismus geht zurück auf die Literaturwissenschaftlerin und Mitbegründerin der Postkolonialen Theorie Gayatri Chakravorty Spivak. Es entstand in den 1980er Jahren im Zuge der kritischen Arbeiten der Subaltern Studies Group. Während der unspezifische Essentialismus die Annahme bezeichnet, dass soziale Gruppen oder Kategorien ihnen innewohnende gemeinsame Charakteristika teilen, verwirft Spivak in ihrem Konzept des Strategischen Essentialismus diese Idee und ist sich der vielen unterschiedlichen Identitäten  innerhalb einer sozialen Gruppe bewusst. So fordert Spivak die Annahme der Homogenität einer sozialen Gruppe zu hinterfragen und zu kritisieren, befürwortet allerdings aus strategischen Gründen eine bewusste Verwendung solcher Essentialisierungen, um in der politischen und sozialen Welt agieren zu können. Denn für marginalisierte Gruppen kann es in einigen Fällen ratsam sein, sich selbst vorübergehend zu essentialisieren, um bestimmte Ziele, wie z.B. Gleichberechtigung oder Sichtbarkeit, zu erreichen. Demnach kann der strategische Essentialismus als eine Alternative zur hegemonialen und identifikatorischen Repräsentationspolitik verstanden werden (siehe Repräsentationsverhältnisse). Spivak selbst hat aber schon 2008 Abstand von dem Begriff genommen, um damit gegen dessen Missbrauch durch nationalistische Bewegungen Stellung zu beziehen.