Antiasiatischer Rassismus bezeichnet die Stereotypisierung, Diskriminierung und Abwertung von Menschen, die als asiatisch markiert werden. Diese Form des Rassismus greift auf kolonialeStereotype zurück, die asiatische Menschen als „fremd”, „unzivilisiert”, „exotisch” (Exotisierung) oder „gefährlich” darstellen. Antiasiatische Abwertungen beziehen sich darüber hinaus auch auf ostasiatische Sprachen (Linguizismus) und unterstellte Ess- und Hygienegewohnheiten. Spezifisch für Antiasiatischen Rassismus ist zudem die Intersektionalität mit der Kategorie Geschlecht (Gender): Während asiatisch markierte Männer als „unmännlich” (Feminisierung), asexuell und aromantisch (Entsexualisierung) dargestellt werden, werden asiatisch markierte Frauen in rassistischen Vorstellungen als zugleich geheimnisvolle und unterwürfige Sexobjekte gesehen (Exotisierung und Hypersexualisierung).
Ein weiterer zentraler Aspekt des Antiasiatischen Rassismus ist der Mythos der Vorzeigeminderheit (engl. Model Minority Myth), der asiatisch markierte Menschen als fleißig, erfolgreich und unproblematisch darstellt. Dieser Mythos dient dazu, andere marginalisierte Gruppen abzuwerten, diese gegeneinander auszuspielen und strukturellen Rassismus in Deutschland zu leugnen. Denn er suggeriert, dass Erfolg nur eine Frage der persönlichen Anstrengung sei und nicht von gesellschaftlichen Barrieren beeinflusst werde.
Antiasiatischer Rassismus besitzt eine lange Geschichte. Schon in der Aufklärung wurden asiatisch markierte Menschen u.a. als „gelb” markiert und abgewertet. Im 19. Jahrhundert entstand der Begriff „Gelbe Gefahr”. Er stellte asiatisch markierte Menschen als Bedrohung für die „westliche” Welt dar. Schon damals wurde dieser Begriff mit der Entstehung und Verbreitung von Pandemien in Verbindung gebracht. Bis heute bilden diese Vorstellungen die Grundlage für rassistische Stereotype. Diese bestimmten auch die deutsche Kolonialpolitik. Denn die Errichtung der deutschen Kolonie Kiautschou 1897 wurde mit einer angeblichen deutschen Überlegenheit, der christlichen Missionierung und einem Auftrag zur „Zivilisierung” gerechtfertigt. Während des Nationalsozialismus wurden in Deutschland lebende Chines:innen ausgewiesen, zwangssterilisiert und in Konzentrations- und Arbeitslager verschleppt und ermordet.
In den 1980er und 1990er Jahren kam es wieder zu antiasiatischen Morden und Gewalt. Der Mord an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân am 20. August 1980 in Hamburg wird häufig als erster offiziell registrierter rassistischer Mord in der Bundesrepublik genannt. Beide verbrannten in einer Unterkunft für Geflüchtete, nachdem Neonazis der sogenannten „Deutschen Aktionsgruppen“ das Gebäude gezielt in Brand gesetzt hatten. Bei den Pogromen von Hoyerswerda (1991) und Rostock-Lichtenhagen (1992) griff ein rassistischer und rechtsextremer Mob unter dem Beifall weißer Anwohner:innen und fehlendem staatlichen Schutz vietnamesische Arbeitsmigrant:innen an.
Besonders während der Corona-Pandemie (2020-2023) stieg der Antiasiatische Rassismus zuletzt stark an. Asiatisch markierte Menschen wurden weltweit mit dem Virus in Verbindung gebracht und als „Virusüberträger“ stigmatisiert. Dies führte zu einem dramatischen Anstieg verbaler und körperlicher Übergriffe.
Der Begriff Antiasiatischer Rassismus erfährt auch Kritik, weil er ein vereinfachtes Bild von Asien transportiere. Als Alternative wird daher auch „Rassismus gegen Menschen aus Ost- und Südostasien“ oder „Rassismus gegen ost- und südostasiatisch gelesene Menschen“ verwendet.