Der moderne Antisemitismus beinhaltet die offene Abwertung und Diskriminierung von Juden:Jüdinnen auf der Basis negativer und seit Jahrtausenden tradierter Stereotype, die Juden:Jüdinnen als vermeintlich vererbbar zugeschrieben werden. Ab dem 18. Jahrhundert wurde im Antisemitismus zum einen behauptet, dass Juden:Jüdinnen nicht zur Nation gehören und deshalb rechtlich nicht gleichgestellt sein könnten. Gleichzeitig wurden und werden Juden:Jüdinnen immer wieder aufgefordert, sich zu assimilieren – also aufzuhören, als Juden:Jüdinnen zu existieren –, um so ihre Gleichstellung zu erreichen. Zum anderen nahmen Juden:Jüdinnen im antisemitischen Denken den Platz von „inneren Anderen” ein: Sie gehörten zum Inneren der Nation, waren im antisemitischen Denken aber gleichzeitig nicht Teil der Nation. Damit stellten sie das Prinzip der Nation selbst in Frage. Diese Gegenüberstellung von eigenem „Volk”, allen anderen „Völkern” und „Juden” bildet bis in die Gegenwart das Grundmuster des modernen Antisemitismus. Dem modernen Antisemitismus werden verschwörungstheoretische Zuschreibungen etwa von einer besonderen ökonomischen oder politischen Macht von Juden:Jüdinnen zugeordnet. Damit werden alle als bedrohlich empfundenen Tendenzen der modernen Gesellschaft und die Ursache für innere Ambivalenzen „den Juden“ zugeschrieben (siehe auch Ambiguitätstoleranz).