Antisemitismuskritik geht davon aus, dass antisemitische Strukturen tief in unserer Gesellschaft verankert sind und alle Menschen Teil davon sind. Ziel der Antisemitismuskritik ist es, konsequent auf den Abbau von antisemitischen Denk- und Handlungsmustern hinzuwirken. Das erfordert ständige Selbstreflexion und bleibt ein andauernder Prozess.
Antisemitismuskritik muss genauso Rassismuskritik beinhalten und umgekehrt. Denn Rassismus und Antisemitismus haben Gemeinsamkeiten - u.a. wollen beide bestimmen, wer deutsch ist oder dazugehört, und wer nicht -, dürfen aber nicht gleichgesetzt werden. Denn dies führt häufig dazu, dass Antisemitismus als weniger wichtig verharmlost oder erst gar nicht erkannt wird. Denn Antisemitismus und Rassismus haben auch wichtige Unterschiede: V.a. werden „Juden” nicht einfach nur zu „Anderen” gemacht (Othering und Rassifizierung), sondern zum absolut Bösen. So schließt Antisemitismus jede Koexistenz zwischen „Juden” und Nicht-„Juden” aus und zielt deshalb letztlich auf Vernichtung.
Darüber hinaus verschränken sich beide Phänomene auch, z.B. indem die Kritik an einem der Phänomene umschlägt in eine Rechtfertigung des anderen Phänomens. Einerseits kann eine antisemitismuskritsche Haltung ohne eine rassismuskritische Haltung bspw. dazu führen, dass Muslim:innen pauschal vorgeworfen wird, antisemitisch zu sein (siehe Islamisierter/islamistischer Antisemitismus). Andererseits kann eine rassismuskritische Haltung ohne antisemitismuskritische Haltung dazu führen, dass behauptet wird, Juden:Jüdinnen seien eigentlich weißpositioniert und damit privilegiert. Diese Vorstellung ignoriert aber die lange Geschichte antisemitischer Verfolgungen und befeuert das Stereotyp „privilegierter Juden”. Und schließlich erleben viele Juden:Jüdinnen in Deutschland sowohl Antisemitismus als auch Rassismus, z.B. jüdische BIPoC* oder Menschen, die oder deren Familien aus der ehemaligen Sowjetunion stammen (Antislawischer Rassismus).
Siehe auch Diskriminierungskritik