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Indigene Völker und Gemeinschaften (Indigenous Peoples)

Indigene Völker und Gemeinschaften (engl. Indigenous Peoples) existieren in vielen Teilen der Welt. Weltweit leben ca. 5000 Indigene Völker und Gruppen, bestehend aus ca. 370 Millionen Indigenen Personen. Die UN-Arbeitsgruppe Indigene Bevölkerungen definiert Indigene als Bevölkerungsgruppen, die sich erstens als Nachkommen der Bewohner:innen eines bestimmten räumlichen Gebietes betrachten, die bereits vor der Eroberung, Kolonisierung oder Staatsgründung dort lebten, die zweitens eine enge (emotionale, wirtschaftliche und/oder spirituelle) Bindung an ihren Lebensraum haben und drittens eine sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheidende ausgeprägte ethnisch-kulturelle Identität (Ethnizität) als Gemeinschaft mit eigenen soziopolitischen und kulturellen Traditionen haben. Diese Definition übersieht jedoch, dass viele Indigene Menschen nicht auf dem Land ihrer Vorfahr:innen leben und eine Beziehung dazu pflegen (können). Alternative Begriffsbeschreibungen orientieren sich an subjektiven Ansätzen: Indigen ist, wer sich als Indigen versteht (siehe Identität (individuelle)). Oder: Indigen ist, wer Indigene Vorfahr:innen hat. Diese Perspektiven auf Indigene Identität haben besondere Bedeutung für Personen und Gemeinschaften, denen (sexuelle/sexualisierte) Gewalt, Versklavung, Verschleppung, Völkermord und weitere Grausamkeiten wiederfahren sind, z.B. im Rahmen des Kolonialismus. Generationen von Indigenen Familien und Gemeinschaften wurden (und werden weiterhin) dadurch ihrer kollektiven Identität und Kultur beraubt. 

Indigen (von lat. „in einem bestimmten Gebiet geboren“ oder „in einem bestimmten Gebiet zuhause“) ist eine allgemeine Bezeichnung für Indigene Personen, Völker und Gruppen, die passender ist als die verschiedenen verbreiteten rassistischen Fremdbezeichnungen. Jedoch sollte für eine spezifische Gruppe oder Volk und ihre Angehörigen immer ihre Selbstbezeichnung genutzt werden, z.B. Sámi (Schweden, Norwegen, Finnland), Ainu (Japan), Māori (Neuseeland), Diné (auch Navajo, USA) oder nehiyawak (auch Cree, Kanada). Darüber hinaus werden in unterschiedlichen Regionen verschiedene Sammelbezeichnungen genutzt. Beispiele dafür sind: First Nations (Kanada), Native Americans (USA), Aboriginal Peoples (Australien) oder Pueblos Indígenas (Südamerika).

Im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts wird der Begriff des Indigenen immer wieder instrumentalisiert. Palästinenser:innen werden dann als „Indigene“ mit einer besonderen Bindung an das Land dargestellt. Israelis werden dadurch implizit zu unrechtmäßigen Kolonisierenden gemacht und dämonisiert. In der Folge wird Israel die Existenzberechtigung abgesprochen. Mit dieser Argumentation wird jedoch die durchgehende jüdische Besiedlung im heutigen Israel seit der Gründung des Judentums verkannt (siehe Israelbezogener Antisemitismus).

Siehe auch Anti-Indigener Rassismus und Ethnie