Der Begriff Racial Capitalism bedeutet auf Deutsch so viel wie rassifizierterKapitalismus. Er wurde 1983 durch den US-amerikanischen Politikwissenschaftler Cedric D. Robinson in seinem Buch Black Marxism geprägt. Erst nach der Neuveröffentlichung des Buches im Jahr 2000 wurde er in einer breiteren aktivistischen und akademischen Öffentlichkeit wahrgenommen. Robinsons These lautete, dass der Kapitalismus nicht in einem revolutionären Bruch mit der Feudal- und Ständegesellschaft des Mittelalters (bis etwa 15. Jh.) und der Frühen Neuzeit (ab etwa 15. Jh.) entstanden ist. Vielmehr entwickelte er sich aus dieser Gesellschaft heraus und knüpfte an bestimmte Praktiken und Ideen an, die vorher schon innerhalb Europas verbreitet waren: Versklavung; hierarchische soziale Ordnungen, die nach Kriterien wie Stand und ethnischer Herkunft geschichtet gewesen seien und mittels biologisierender Mythen gerechtfertigt worden seien; innereuropäische Kolonisierung; und die Verdrängung des Wissens über den prägenden Einfluss Afrikas und des Islams für die Entwicklung Europas.
Unter diesen Bedingungen, so Robinson, lag es nahe, die Versklavung Schwarzer und Indigener Menschen in den Amerikas zur Gewinnerwirtschaftung und Kapitalanhäufung durch rassistische Ideen zu rechtfertigen. Der Begriff Racial Capitalism verweist deshalb darauf, dass Rassismus und Kapitalismus untrennbar miteinander verbunden seien, dass beide konstitutiv füreinander gewesen und dies auch in Gegenwart und Zukunft seien. Racial Capitalism ist somit keine Bezeichnung für eine Variante des Kapitalismus. Vielmehr betont der Begriff, dass Kapitalismus nicht als abstraktes System existiere, sondern in seinen konkreten, empirisch vorfindbaren Ausformungen immer ein Racial Capitalism sei.
Siehe auch Ethnie