Der Begriff Faschismus, abgeleitet vom italienischen „fascio“ (dt. Bündel), den Amtszeichen der Leibwachen im antiken Rom), beschreibt eine politische Bewegung, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien entstand. Als Führer der Faschisten:innen galt Benito Mussolini. Er gründete 1919 die männerbündischen und paramilitärischen „fasci di combattimento“ (dt. Kampfbünde) und übernahm 1922 – nur kurz nach der Gründung der „Partito Nazionale Fascista“ (dt. National-faschistische Partei) – gewaltsam die Macht in Italien. Merkmale des italienischen Faschismus waren neben dem Führerkult (it. Duce) und dem absoluten Willen zur Macht eine nationalistische sowie antikommunistische, antidemokratische und antipluralistische Einstellung. Nach dem italienischen Vorbild entstanden innerhalb und außerhalb Europas faschistische Bewegungen.
Unter Faschismus können daher erstens alle Personen oder Organisationen verstanden werden, die sich selbst als faschistisch beschreiben oder sich auf ein historisches Vorbild berufen. Zweitens kann Faschismus aber auch als analytische Kategorie dienen, um objektiv bestehende Übereinstimmungen zwischen Personen oder Organisationen und faschistischen Vorbildern zu benennen. Drittens wurde und wird der Faschismus-Begriff auch als politischer Kampfbegriff polemisch übersteigert und entgrenzt verwendet. Z.B. war es in den 1960er Jahren in der radikalen Linken der Bundesrepublik üblich, auch Demokratien mit kapitalistischem Wirtschaftssystem als faschistisch zu denunzieren. Und auch die DDR setzte in ihrer Staatsideologie, dem Marxismus-Leninismus, Faschismus als Kampfbegriff ein.
Ein Vorteil des analytischen Faschismus-Begriffs ist, dass mit ihm einerseits verschiedene europäische Bewegungen miteinander verglichen werden können. Andererseits hat er aber auch einen Nachteil. Zwar diente der italienische Faschismus den deutschen Nationalsozialist:innen in vielerlei Hinsicht als Vorbild, dennoch unterscheiden sich Nationalsozialismus und Faschismus voneinander. Mit Faschismus sind nicht zwingend völkischerRassismus und Antisemitismus verbunden. Eine Gleichsetzung kann damit zu einer (auch unbeabsichtigten) Verharmlosung der besonderen rassistischen und antisemitischen Qualität des Nationalsozialismus beitragen. Heutige extrem rechte Bewegungen, die in Zielsetzung und Ideologie an die Epoche des Faschismus anknüpfen, werden gelegentlich unter dem strittigen Begriff Neofaschismus zusammengefasst.
Siehe auch Gewalt, Nationalismus und Rechtsextremismus