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Glossar

Im Glossar erläutert IDA zentrale Begriffe aus seinen Arbeitsbereichen kurz und verständlich. Das Glossar wird kontinuierlich erweitert und aktualisiert. Sie vermissen einen Begriff? Schreiben Sie uns einfach an Info(at)IDAeV.de.

Past-in-present-Rassismus

Past-in-present-Rassismus ist eine Form des institutionellen Rassismus. Er tritt auf, wenn rassistische Diskriminierungen in der Vergangenheit diskriminierende Wirkungen in der Gegenwart entfalten. Dies kann einerseits der Fall sein, wenn Normen der Gleichbehandlung systematisch die Effekte vergangener rassistischer Diskriminierungen aufrechterhalten; andererseits, wenn BIPoC* zwar über die erforderlichen Fähigkeiten und Qualifikationen verfügen, aber nicht die institutionell als selbstverständlich erachteten Merkmale derjenigen erfüllen, die in der Vergangenheit immer routinemäßig die Positionen in der Organisation ausgefüllt haben. Dies träfe z.B. zu, wenn ein Schwarzer Rezeptionist in einem Hotel mit der Begründung entlassen oder versetzt wird, dass sein Anblick für die Gäst:innen zu ungewohnt sei.

Patriarchat

Als Patriarchat werden diejenigen Formen des Zusammenlebens bezeichnet, in denen Männer über FINTA* strukturell mehr Macht ausüben können als umgekehrt. Dabei geht es nicht unbedingt darum, dass alle Männer alle FINTA* beherrschen oder dass z.B. Frauen nicht auch machtvolle Positionen innerhalb einer Gesellschaft erreichen können, sondern vielmehr um strukturelle Dominanzverhältnisse. Das ist bspw. der Fall, wenn die Reproduktions- und Care-Arbeit in kapitalistischen Wirtschaftssystemen mehrheitlich unentlohnt von Frauen gemacht wird, während die Lohnarbeit vor allem von Männern getragen wird und Frauen so die einflussreichen Positionen in Staat und Wirtschaft strukturell schwerer erreichen können.

Siehe auch Antifeminismus, Cissexismus, Dominanzgesellschaft, Feminismus, Heteronormativität, Heterosexismus, Queerfeindlichkeit und Sexismus

People of Color

People of Color dient als analytischer und politischer Begriff, der sich an all diejenigen Menschen und Communitys wendet, die in kolonialer Tradition als „Andere“ rassifiziert und unterdrückt wurden bzw. werden. Er wird aktiv als Selbstbezeichnung – oft verbunden mit einem politischen Verständnis – verwendet. Der Begriff zielt darauf ab, die dem Rassismus innewohnende Strategie des Teilens und Herrschens zu unterlaufen. Denn mit Hilfe dieser Strategie spielt die weißeDominanzgesellschaft rassifizierte Gruppen gegeneinander aus, indem sie sie hierarchisiert und ihnen unterschiedliche Privilegien gewährt. Dies schwächt ihre wechselseitige Solidarität und erhält Rassismus weiterhin aufrecht. Dagegen versuchen von Rassismus betroffene Menschen mit dem Begriff People of Color, sich einerseits die ihnen verweigerte gesellschaftliche Definitionsmacht wieder anzueignen, andererseits die Vielfältigkeit der Rassismuserfahrungen von People of Color zu verdeutlichen und dadurch schließlich solidarische Bündnisse über die Grenzen marginalisierter Communitys hinweg zu ermöglichen.

Siehe auch BIPoC*, Kolonialismus und Schwarz

Populismus

Seinen Namen verdankt der Populismus der im späten 19. Jahrhundert in der USA gegründeten Populist Party. Diese vertrat während der Industrialisierung die Anliegen der Farmer, weshalb auch von einem Agrarpopulismus gesprochen wurde. Dabei ist es kein Zufall, dass die Gründung populistischer Parteien und Bewegungen, damals wie heute, zeitgleich mit gesellschaftlichen Modernisierungskrisen erfolgt, da sich Populist:innen die Gunst der scheinbar ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen versprechen.

Der in Medien und in Wissenschaft häufig verwendete Begriff Populismus leitet sich vom lateinischen Wort „populus“ (dt. das Volk) ab. In seiner unscharfen Verwendungsweise wird er oft gleichgesetzt mit politischen Forderungen, die auf größtmögliche Popularität zielen oder die sich auf opportunistische Weise gerade in der Bevölkerung bestehende Stimmungen zunutze machen wollen.

Für den Politikwissenschaftler Jan-Werner Müller ist Populismus jedoch durch zwei wichtige Dimensionen gekennzeichnet: Erstens beschreibt er eine politische Haltung, die sich gegen das vermeintliche Establishment mit dem „einfachen“ Volk verbündet. Es handelt sich dabei also um eine Abgrenzungsideologie gegen „die da oben“, durch die „das Volk“ als homogene Einheit hergestellt wird (anti-elitäre Komponente). Zweitens beanspruchen Populist:innen als einzige die Interessen „des Volkes“ rechtmäßig vertreten zu können. Dieses Merkmal bezeichnet Müller als antipluralistische Komponente, weil Populist:innen dadurch die in einer Gesellschaft bestehende Vielfalt von Lebensentwürfen, sozialen Lagen und Interessen für irrelevant erklären.

Populismus tendiert zum Rechtspopulismus. Denn einerseits setzt er einen einheitlichen Volkswillen voraus und ist daher antipluralistisch und antidemokratisch. Andererseits muss er definieren, wer zum „wahren” Volk gehört. Darin ist er höchst anschlussfähig an rechtsextreme Vorstellungen eindeutiger und vermeintlich natürlicher Zugehörigkeiten. Populismus bietet sich rechtsextremen Akteur:innen daher als strategische Option an.

Porajmos

Die Bezeichnung Porajmos (manchmal auch Porrajmos) ist die romanisprachige Bezeichnung für den an Rom:nja und Sinti:zze begangenen Genozid in der Zeit des Nationalsozialismus. Auf Deutsch übersetzt bedeutet Porajmos so viel wie „das große Verschlingen“. Von den knapp 40.000 Sinti:zze und Rom:nja, die zu dieser Zeit in Deutschland und Österreich gelebt haben, ermordeten die Nationalsozialist:innen 25.000. In ganz Europa wird die Zahl der systematisch verfolgten und ermordeten Rom:nja und Sinti:zze auf bis zu einer halben Millionen Menschen geschätzt. Erst 1982 kam es in Deutschland, nach jahrzehntelangen Forderungen von Rom:nja und Sinti:zze, zur offiziellen Anerkennung der Verfolgung und Ermordung während des Nationalsozialismus als Völkermord. Die Bezeichnung Porajmos wird nicht von allen Rom:nja und Sinti:zze verwendet, von manchen sogar abgelehnt. Ein Grund dafür ist die sexuelle Konnotation des zugrundeliegenden Verbs porravel (dt. den Mund weit öffnen). Ein weiterer Begriff, der für die Verbrechen benutzt wird, ist Samudaripen (dt. komplette, ganze Ermordung). Dieser Begriff ist sprachlich präziser, betont die Mordabsicht der NS-Täter:innen mehr und wird u.a. von der International Romani Union verwendet.

Siehe auch Antiziganismus, Gadjé-Rassismus, Holocaust und Shoah

Positionierung

Der Begriff Positionierung bezieht sich auf die strukturelle soziale Position in einer rassistisch strukturierten Gesellschaft und den Akt, sich selbst in diesen Verhältnissen zu verorten, sich zu positionieren, z.B. als weiß, Schwarz, of Color o.Ä. Menschen sind Teil von gesellschaftlichen Verhältnissen, die Rassismus und andere Diskriminierungsverhältnisse umfassen (Intersektionalität). Diese zeigen sich in rassistischem Wissen, Handlungen in gesellschaftlichen Strukturen (z.B. Repräsentation, Zugang zu Bildung usw.). Rassistisches Wissen, Handlungen und Strukturen weisen Menschen unterschiedliche Wertigkeiten zu, ermöglichen oder erschweren das Einnehmen von Rollen, sie öffnen oder verschließen Zugänge und beeinflussen dadurch Chancen zu Teilhabe und Selbstbestimmung. Dadurch prägen sie individuelle und kollektive Erfahrungen und die Bilder, die sich Menschen von sich selbst und der Welt machen, also auch ihre individuellen und kollektiven Identitäten. So ist beispielsweise die Positionierung als weiß mit strukturellen Vorteilen, unhinterfragter Zugehörigkeit und (unbewusster) Ausübung von Dominanz verbunden und damit, dass die eigenen Erfahrungen als allgemeingültig gelten (Weiße Privilegien). Sich selbst zu positionieren, also sich selbst als weiß oder BIPoC* zu kennzeichnen, kann daher dazu dienen, die gesellschaftliche Bedeutung von Rassismus sichtbar zu machen und anzuerkennen. Sie kann BIPoC* auch dazu dienen, im Sinne des Empowerment Rechte und Repräsentation einzufordern oder rassistische Zuschreibungen und Othering zurückzuweisen.

Das Konzept der Positionierung geht zurück auf die Positioning Theory, die von der australischen Bildungswissenschaftlerin Bronwyn Davies und dem neuseeländischen Sozialphilosophen Rom Harré begründet worden ist.

Siehe auch Selbstzuschreibung und Fremdzuschreibung.

Positive Maßnahmen

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ermöglicht sogenannte „positive Maßnahmen“, die darauf abzielen, bestehende strukturelle Benachteiligungen bestimmter sozialer Gruppen auszugleichen oder zu verhindern (siehe Diskriminierung und Struktureller Rassismus). Ein Beispiel hierfür sind Quotenregelungen oder Outreach-Programme, die unterrepräsentierte soziale Gruppen gezielt zur Bewerbung ermutigen sollen.

Um sicherzugehen, dass solche Maßnahmen nicht zu einer langfristigen Diskriminierung führen besagt Artikel 1 Absatz 4 der Internationalen Konvention zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung (ICERD), dass Maßnahmen, die dazu dienen, die Entwicklung bestimmter rassifizierter Gruppen oder Personen zu fördern, die besonderen Schutz benötigen, nicht als Rassismus oder Diskriminierung gelten, solange diese Maßnahmen nicht zu einer Aufrechterhaltung getrennt ausgeübter Rechte führen und solange sie nicht länger fortgeführt werden, nachdem die angestrebten Ziele erreicht wurden. Artikel 2 Absatz 2 ICERD präzisiert, dass die Vertragsstaaten bei Bedarf spezielle Maßnahmen im sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich ergreifen sollten, um sicherzustellen, dass bestimmte rassifizierte Gruppen oder Individuen die gleichen Rechte und Freiheiten genießen können. Auch hier wird betont, dass solche Maßnahmen niemals ungleiche Rechte für verschiedene BIPoC* aufrechterhalten dürfen, nachdem die Ziele erreicht sind.

Kritiker:innen stellen jedoch fest, dass das AGG nur eine allgemeine Option für positive Maßnahmen bietet und nicht genau definiert, wann solche Maßnahmen unbedingt notwendig sind oder welche Formen sie annehmen sollten. Das Gesetz lässt zwar viel Raum für kreative Lösungen und Engagement, doch gleichzeitig bleibt es den Akteur:innen überlassen, wann und in welchem Umfang sie diese Maßnahmen umsetzen. Häufig werden positive Maßnahmen aber auch ganz allgemein kritisiert. Beispielsweise werden positive Maßnahmen als „umgekehrte Diskriminierung” gedeutet, also als Diskriminierung von sozialen Gruppen, die strukturell von Diskriminierung profitieren (siehe Deutschenfeindlichkeit und Privilegien). Andere kritisieren, dass strukturell benachteiligte Gruppen damit überhaupt erst als homogene Gruppen festgeschrieben würden. Dieses Dilemma besteht zwar. Dennoch ist beiden Kritiken entgegenzuhalten, dass Strukturen sich erstens nur langfristig und nachhaltig verändern lassen, wenn Nachteile strukturell benachteiligter Gruppen ausgeglichen werden. Zweitens ist nur durch einen solchen Ausgleich gewährleistet, dass diese sozialen Gruppen in den vollen Genuss ihrer Menschenrechte und gesellschaftlicher Teilhabe kommen können.

Post-Shoah-Antisemitismus

Als Post-Shoah-Antisemitismus, auch Schuldabwehr-Antisemitismus, kann jede Form der Shoah-Leugnung bzw. –relativierung sowie der Abwehr von Schuld und/oder Verantwortung für die Shoah bezeichnet werden. Nach 1945 war der offene Antisemitismus in Deutschland zwar diskreditiert, es entwickelte sich aber eine neue spezifische Variante, die aus der Abwehr von Schuld, Erinnerung und Verantwortung resultierte. Die wenigsten weiß-christlichen Deutschen hatten Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Shoah geleistet, sondern waren in unterschiedlichsten Rollen an der Massenvernichtung beteiligt und nicht dazu bereit, sich dem Ausmaß ihrer Verantwortung zu stellen. Auch eine stärker verankerte Erinnerungskultur und intensivere Aufarbeitung verhindern nicht die Abwehr von Schuldgefühlen für die Shoah, z.B. durch Freisprechung von eigenen Familienmitgliedern. Daher kann der Antisemitismus nach der Shoah auch mit der Anerkennung des begangenen Unrechts einhergehen. Allerdings werden dann etwa Juden:Jüdinnen selbst bzw. ihre „Unversöhnlichkeit” für Antisemitismus verantwortlich gemacht. Juden:Jüdinnen (und auch der Staat Israel, siehe Israelbezogener Antisemitismus) erinnern allein durch ihre Existenz an die Shoah, die abgewehrten Schuldgefühle und die deutsche Verantwortung. Anstatt des millionenfachen Massenmordes werden sie im antisemitischen Denken als Hindernis für ein „gesundes Nationalbewusstsein” ausgemacht (Nationalismus). Die Täter:innen-Opfer-Umkehr rückt im Post-Shoah-Antisemitismus als Strukturmerkmal in sein Zentrum und verbindet sich mit Elementen des weiterbestehenden Antisemitismus zu einem spezifisch deutschen Post-Shoah-Antisemitismus. Weitere synonyme Begriffe sind sekundärer Antisemitismus, Antisemitismus nach Auschwitz oder postnazistischer Antisemitismus.

Postkolonialismus

Der Begriff besagt, dass es bis heute Nachwirkungen und Kontinuitätslinien des Kolonialismus gibt. Das zeigt sich zum einen an den politischen (Kriege aufgrund willkürlicher Grenzziehungen, von westlichen Mächten eingesetzte Machthaber) und wirtschaftlichen (Ausbeutung, ungerechte Handelsverträge) Verhältnissen, die bis heute postkoloniale Herrschaftsansprüche durchsetzen. Zum anderen wird es auch durch die eurozentrischen und westlich orientierten Perspektiven deutlich, die in Wissenschaft, Kunst und Kulturvorherrschen. Menschen des globalen Südens kommen nicht oder nur selten zu Wort, ihre Erfahrungen und Wissensbestände werden marginalisiert. Die Aufgabe der postkolonialen Theorien besteht also darin, Fortschreibungen kolonialer Politik, etwa im Wirtschaftssystem, aufzudecken, sowie einen multiperspektivischen, nicht nur weißen und westlichen Zugang zu Geschichte, Wissenschaft und Kultur aufzuzeigen.

Siehe auch Critical Whiteness, Hybride Identität und Imperiale Lebensweise

Postmigrantisch

Der Begriff postmigrantisch beschreibt eine Gesellschaftsordnung, die von Migration gekennzeichnet ist. Politische, kulturelle und soziale Veränderungen einer Gesellschaft werden nicht mehr isoliert von Migrationsbewegungen betrachtet, sondern vielmehr als durch Migration (mit)bedingt verstanden. Die Vorsilbe post deutet darauf hin, dass gesellschaftliche Aushandlungsprozesse innerhalb einer postmigrantischen Gesellschaft nicht während, sondern nach der Migration erfolgen. Die heterogene Zusammensetzung der Gesellschaft wird politisch anerkannt, sodass ihre Strukturen und Institutionen im Nachhinein also (postmigrantisch) an die Migrationsrealität angepasst werden. Daraus resultieren einerseits mehr Durchlässigkeit und soziale Aufstiege und andererseits aber auch Abwehrreaktionen und Verteilungskämpfe. Hier wird ersichtlich, dass Migration innerhalb einer postmigrantischen Gesellschaft nicht ausschließlich positiv, sondern auch negativ bewertet werden kann. In postmigrantischen Gesellschaften sind Fragen um Zugehörigkeit, nationale und kollektive Identitäten, aber auch Partizipation und Chancengleichheit hochaktuell und werden von den Nachfahren migrierter Menschen in der zweiten und dritten Generation im zunehmenden Maße eingefordert und erkämpft. Es kommt zu einer größeren Sichtbarkeit von Menschen mit Migrationserfahrungen und ihren unmittelbaren Nachfahren, die auch dadurch begünstigt wird, dass postmigrantische Gesellschaften wie Deutschland ihren Charakter als Migrationsgesellschaft anerkennen. Damit einhergehend werden Migrant:innen und ihren Nachfolgegenerationen dieselben Teilhabemöglichkeiten versprochen, die allerdings auch zu wettbewerbsähnlichen Aushandlungen von Zugehörigkeit und Chancengleichheit und nicht zuletzt zu Konflikten führen. So zeigt sich in nahezu allen Staaten Europas der Kernkonflikt postmigrantischer Gesellschaften, nämlich der Konflikt zwischen der Befürwortung und Ablehnung einer pluralen und heterogenen Gesellschaft, die im Zuge von Migrationsbewegungen entstanden ist. 

Powersharing

Powersharing heißt wörtlich übersetzt „Macht teilen“. Es zielt darauf ab, dass sich strukturell privilegierte Menschen der Macht- und Unterdrückungsstrukturen der Gesellschaft bewusst werden, in der sie leben und von denen sie profitieren. Denn diese Vorteile existieren nur aufgrund tiefverwurzelter Ungleichwertigkeitsvorstellungen wie Rassismus, Sexismus und Ableismus. Privilegien, die sich dabei herausbilden können, sind beispielsweise finanzielle Ressourcen, Netzwerke, Repräsentation oder der Zugang zu Wissen und Bildung. Damit das Empowermentmarginalisierter Gruppen erfolgreich funktioniert, ist es unabdingbar, dass strukturell privilegierte Menschen ihre Vorteile abgeben oder teilen und dabei von Diskriminierung betroffenen Menschen selbst die Entscheidung überlassen, wie sie diese verwenden. Powersharing kann beispielsweise geschehen, indem strukturell privilegierte Personen ihren Einfluss nutzen, um Plattformen für Personen zu schaffen, die in unserer Gesellschaft sonst weniger (re)präsent(iert) sind. Eine andere Möglichkeit ist es, Räume zur Verfügung zu stellen, die marginalisierten Menschen als Safe(r) Spaces dienen können. Dabei ist es wichtig, mit den betroffenen Personen in Kontakt zu kommen und zuzuhören, um zu erfahren, was diese benötigen bzw. sich wünschen, um tatsächlich Macht zusammen mit diesen teilen zu können.

Siehe auch Allyship und Solidarität

Privilegien

Privilegien werden die Vorteile und (der Zugang zu den) Ressourcen genannt, die Menschen aufgrund ihrer gesellschaftlichen Positionierung besitzen. Es gibt offensichtliche Privilegien, bspw. ist das Wahlrecht auf Bundes- und Landesebene in Deutschland ein Privileg von Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Auch mit dem sozioökonomischen Status gehen viele Privilegien einher, da es in fast allen Lebensbereichen wichtig ist, genügend Geld zur Verfügung zu haben. Doch Menschen können auch weniger offensichtliche Privilegien haben, die nicht mehr auffallen, da sie selbstverständlich geworden sind. Eines davon ist, im Alltag als „normal“ wahrgenommen zu werden (etwa als weiß, deutsch, eindeutig männlich/weiblich oder gesund) und so bei der Job- oder Wohnungssuche, in der Schule oder in der U-Bahn nicht mit stereotypen Zuschreibungen, verwehrten Zugängen oder diskriminierendem Verhalten rechnen zu müssen. Zu Privilegien gehört also auch sich gar nicht erst mit Diskriminierung und der damit einhergehenden Ungerechtigkeit beschäftigen zu müssen.

Siehe auch Critical Whiteness, Powersharing und Rassismus