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Glossar

Im Glossar erläutert IDA zentrale Begriffe aus seinen Arbeitsbereichen kurz und verständlich. Das Glossar wird kontinuierlich erweitert und aktualisiert. Sie vermissen einen Begriff? Schreiben Sie uns einfach an Info(at)IDAeV.de.

TERF

TERF ist das Akronym von Trans-Exclusionary Radical Feminism/Feminist, was übersetzt trans-ausschließende:r Radikalfeminismus bzw. -feminist:in bedeutet. Damit sind Feminist:innen gemeint, die trans*, inter* und nicht-binäre Menschen aus ihrem Verständnis von Weiblichkeit und Feminismus ausschließen, indem sie „Frau“ als biologisch eindeutig festgelegte Kategorie betrachten (siehe Gender). Sie beharren also auf einem binären Geschlechtermodell und leugnen dadurch die Existenz und Identität von trans* Menschen. Der Begriff TERF wurde ursprünglich für eine trans*feindliche Minderheit unter den Radikalfeminist:innen verwendet, meint mittlerweile jedoch alle trans*feindlichen Feminist:innen und wird teilweise auch für Personen verwendet, die entsprechende Argumentationen vertreten ohne sich dem Feminismus zuzuordnen. TERFs und TERF-Gruppierungen bezeichnen sich teilweise selbst verharmlosend u.a. als genderkritisch oder benutzen den Begriff der „LGB-Bewegung”, der das übliche T für trans* auslässt (siehe LGBTQIA*). Eine ihrer berühmtesten Vertreter:innen ist die britische Autorin Joanne K. Rowling. Aus Perspektive des Queerfeminismus sind TERFs keine Feminist:innen, da sie zur Verfestigung geschlechtlicher Stereotype beitragen statt sie zu bekämpfen, ein biologistisches Zweigeschlechtermodell vertreten und nicht für die Rechte aller Frauen kämpfen. TERF-Argumentationen beinhalten häufig auch Rassismus, z.B. in Bezug auf muslimische Frauen. 

Ziele der TERF-Bewegung sind u.a. der Ausschluss von trans* Frauen und nicht- binären Personen aus geschlechtsspezifischen Schutzräumen, die Einschränkung der geschlechtlichen Selbstbestimmung und Bekämpfung der sog. „Genderideologie”, Angriffe gegen trans* Personen im öffentlichen Leben und der Ausschluss von trans* und nicht-binären Personen aus lesbischen Räumen und der LGBTQIA*-Community insgesamt. Die TERF-Bewegung nutzt zwar feministische Konzepte und Begriffe, wie z.B. Frauenrechte und Schutzräume, ist jedoch inhaltlich eindeutig dem Antifeminismus zuzuordnen und gehört damit zu den politischen Verbündeten des Rechtsextremismus.

Toleranz

Der Begriff Toleranz stammt aus dem Lateinischen und bedeutet das „Dulden“ oder „Aushalten“ einer Last. Heute wird er oft genutzt, um deutlich zu machen, dass Menschen, die als „anders“ wahrgenommen werden und deswegen Diskriminierung ausgesetzt sind, akzeptiert werden. Auch wenn Toleranz ein positiv konnotiertes Wort ist, das häufig genutzt wird, um deutlich zu machen, dass in der Gesellschaft für alle Lebensformen Raum sein muss, kann es auch kritisch betrachtet werden: Es setzt eine „Mehrheit“ voraus, die die „Minderheiten“ „duldet“. Zum einen bedeutet dies nicht dasselbe wie Anerkennung oder Wertschätzung. Doch auch ein auf Gegenseitigkeit, Interesse und Rücksichtnahme beruhendes Toleranzverständnis geht davon aus, dass es an der „Mehrheit“ ist zu entscheiden, wer und was toleriert wird. Deswegen bringt Toleranz die Tolerierten in Abhängigkeit von den Tolerierenden und kann an Bedingungen geknüpft (bspw. Integration und Anpassung) und bei Fehlverhalten wieder entzogen werden. Der Begriff lässt also bestehende Macht- und Dominanzverhältnisse unangetastet, stattdessen ist es möglich, von Solidarität, Akzeptanz, Wertschätzung oder Anerkennung zu sprechen. 

Siehe auch Ambiguitätstoleranz

Tone Policing

Beim Tone Policing schreiben weiße oder in einer anderen Hinsicht strukturell privilegierte Menschen den in einem bestimmten Kontext betroffenen Menschen vor, wie sie über ihre Erfahrungen und Emotionen, besonders im Zusammenhang mit Diskriminierung, zu sprechen haben. Dann wird behauptet, sie seien zu wütend, zu laut, zu emotional u.v.m., um ein Gespräch zu führen. Stattdessen verlangen nicht betroffene Menschen von Betroffenen, einen ruhigeren oder sachlicheren Ton zu benutzen als Voraussetzung, um ihnen überhaupt Gehör zu schenken. Dadurch werden Stereotype über strukturell marginalisierte Personen reproduziert (z.B. das der zu emotionalen Frau oder der wütenden Schwarzen Frau) und Machtstrukturen aufrechterhalten. Denn die bereits strukturell Privilegierten maßen sich die Definitionshoheit darüber an, wie andere Menschen ihre Diskriminierungserfahrungen zu äußern hätten. 

Tone Policing hängt eng mit weißer Zerbrechlichkeit zusammen und wirkt als eine Form von Mikroaggression und sekundärem Rassismus. Es lässt die Betroffenen verstummen und führt dazu, dass ihnen kein Gehör geschenkt wird. Auf diese Weise werden Rassismus und andere Diskriminierungsformen dethematisiert, eine kritische Selbstreflexion vermieden und betroffenen Menschen Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen und damit verbundene Verletzungen abgesprochen.

Siehe auch Antifeminismus

Toxische Männlichkeit

Toxische Männlichkeit bezieht sich auf die patriarchale gesellschaftliche Erwartung an Männer und Jungen, sich aggressiv, emotional distanziert und dominant zu verhalten. Diese Normen fördern oft Gewalt gegenüber FLINTA* (Femizide) und queeren Männern, Sexismus, Misogynie und Homophobie. Der Begriff wird verwendet, um schädliche Aspekte traditioneller Männlichkeitsvorstellungen zu kritisieren, die sowohl der Gesellschaft insgesamt als auch Männern selbst schaden können. Ursprünglich in den 1980er Jahren geprägt, hat der Begriff in den letzten Jahren an Popularität gewonnen und wird häufig in feministischen Debatten, z.B. auf Social Media, verwendet.

Siehe auch Antifeminismus

Trans*

Das Adjektiv trans* kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „jenseits“. Es bezieht sich auf Personen, die sich nicht mit dem ihnen nach der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Manche trans* Personen gleichen ihr Aussehen so an, dass es mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt (soziale und medizinische Transition), andere möchten als ihrem Geschlecht angehörig wahrgenommen werden, unabhängig davon, welches vermeintliche Geschlecht ihnen äußerlich zugeschrieben wird oder was ihr Geschlechtseintrag ist. Unter den Sammelbegriff trans* fallen sowohl trans* Männer und trans* Frauen, deren Geschlechtsidentitäten innerhalb der binären Kategorien Mann und Frau verortet sind, als auch Personen mit Identitäten außerhalb dieser Kategorien, wie z.B. nicht-binäre, genderqueere, genderfluide und agender Personen, sowie viele weitere geschlechtliche Minderheiten. Nicht alle diese Personen nutzen trans* auch als Label für sich selbst. Die Schreibweise trans* vereint verschiedene ähnliche Begriffe, wie u.a. transgeschlechtlich, transgender, transident und transsexuell. Darunter sind sowohl Selbstbezeichnungen als auch Fremdbezeichnungen, die teilweise nur geringe Bedeutungsunterschiede haben und unterschiedlich stark unter trans* Personen verbreitet sind. In der Schreibweise trans* repräsentiert der * am Wortende die vielfältigen Wortendungen und eignet sich somit besonders als allgemeine Bezeichnung für alle trans* Personen. Bis 2018 galt trans*-Sein bei der Weltgesundheitsorganisation als psychische Erkrankung. Die Bezeichnung steht gegenüber cisgender, die die Identifikation von Menschen mit dem ihnen bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht beschreibt (siehe auch Cissexismus und Trans*feindlichkeit).

Siehe auch Gender, Identität (individuelle), Queer und Queerfeindlichkeit

Trans*feindlichkeit

Der Begriff der Trans*feindlichkeit stammt aus der sozialpsychologischen Einstellungsforschung und bezeichnet negative Gefühle oder Feindseligkeiten gegenüber trans* Menschen, die oft zu Ablehnung und Diskriminierung von oder sogar Gewalt an trans* Personen führen. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat sich der Begriff zwar stark durchgesetzt. Jedoch kann er dazu beitragen, dass trans* Menschen als einheitliche Gruppe erscheinen und die Aufmerksamkeit vor allem auf die Ebene der Einstellungen und Feindseligkeiten gelenkt wird. Als Alternative steht z.B. der Begriff Heterosexismus zur Verfügung. Dieser richtet den Blick auch auf die stillschweigend vorausgesetzten „normalen” Annahmen über Geschlecht in einer heteronormativenDominanzgesellschaft und die Privilegien der Mehrheitsangehörigen als Rahmen, in dem trans*feindliche Emotionen, Einstellungen und Handlungen entstehen. Trans*feindlichkeit ist ein Ideologieelement des Antifeminismus und kann sowohl von Rechtsextremen als auch von selbsternannten Feminist:innen ausgehen (siehe TERF). 

Siehe auch Cissexismus, Gender und Queer Studies und Queerfeindlichkeit