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15 Jahre Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit

Jubiläen bieten Anlass und Gelegenheit zu Rückschau und Ausblick, so auch das 15-jährige Bestehen des IDA.Im Rückblick auf die 1990 als "Informations-, Dokumentations- und Aktionszentrum gegen Ausländerfeindlichkeit und für eine multikulturelle Zukunft" von den bundesweit verfassten Parteijugend- und überparteilichen Jugendverbänden(1) gegründete Fachorganisation IDA fällt - neben dem sperrigen Namen - als Bezugspunkt in erster Linie die Politische Plattform(2) als zentrales Gründungsdokument ins Auge. Dort findet sich das konsensual formulierte Ziel, künftig ein "gemeinsames und vielfältiges Vorgehen der Jugendverbände gegen Vorurteile, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Fremdenangst und Ethnozentrismus" zu ermöglichen. Der anfängliche Schwerpunkt liegt - in der Diktion der frühen 90er Jahre - jugendpolitisch auf dem "Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus".Die hier mitklingende Erwartung, sich damit auch als initiatives Netzwerk oder gar als ständig tagende Plattform für entsprechende öffentlichkeitswirksame Aktionen zu etablieren, hat sich schnell gegeben und aus heutiger Sicht auch nicht erfüllt.Meiner Auffassung nach hat sich hingegen die rasch erfolgende Hinwendung zu den Aufgaben des Informierens, des Dokumentierens und zur Entwicklung pädagogischer Materialien bewährt. Dies fußt ebenfalls auf dem Gründungskonsens und zeitigte Wirkung in einer inzwischen stattlichen Liste an Publikationen für den Einsatz in der praktische Jugendarbeit bzw. für die Qualifizierung der dort tätigen MultiplikatorInnen. Die überwiegend gute Nachfrage zeigt uns, dass die kontinuierliche Arbeit an der Schnittstelle von Jugend(verbands)arbeit und Wissenschaft zuverlässig auf Interesse stößt.Damit hat sich meiner Meinung nach auch bewährt, die Ausläufer der ideologischen Debatten um "gute" und "schlechte" Zuwanderung (etwa >">Spätaussiedler versus politische Flüchtlinge) zu meiden und konsequent auf das Fachliche im Politischen zu setzen.Und mit einer gewissen Freude darf ich heute einen persönlichen Irrtum feststellen: Während ich vor fünf Jahren eine gewisse Abstinenz der Jugendverbände gegenüber Fragen der Zuwanderung oder der Minderheitenpolitik feststellen zu müssen glaubte und daraus die Forderung nach einer vorsichtigen Öffnung des IDA zugunsten anderer Träger der Migrations- bzw. Jugendsozialarbeit ableitete(3), stellt sich die gegenwärtige jugendpolitische Situation völlig anders dar:Fragen der interkulturellen Öffnung der Jugendverbände oder der Ermöglichung einer umfassenden und gleichberechtigten Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ziehen sich durch Tagungsthemen, Fachpublikationen, Regierungsberichte, Förderprogramme und Verbandsbeschlüsse. Die Jugendverbände - und nicht nur sie - sind also mitten im Thema. Mit etwas Stolz möchte ich sagen, dass IDA an diesem deutlichen jugendpolitischen Ruck einen gewissen fachlichen Anteil hat.Ich denke, der Erfolg dieser Arbeit hat zumindest drei benennbare Bedingungen:• Den Mitgliedsorganisationen und den Vorständen des IDA ist es insgesamt gelungen, den Verein fachlich auszuweisen, überparteilich zu halten und die gesamte jugendpolitische Bandbreite der Mitgliedschaft in die Arbeit einzubinden. Dies war und ist in diesem umstrittenen Themengebiet nicht einfach, bleibt jedoch weiterhin ohne Alternative und Grundvoraussetzung für die jugendpolitische Reputation.• · Die Hauptamtlichen des IDA, von deren Engagement und Einsatz Wohl und Wehe eines ehrenamtlich geführten Vereines dieser Struktur sehr viel stärker abhängen als gemeinhin gesehen wird, erwiesen und erweisen sich als Glücksgriff für den Verein und den Vorstand.
Ihnen sei hier und hiermit herzlich gedankt.• Schließlich wurde und wird die Tätigkeit des IDA vonseiten des öffentlichen Trägers der Jugendhilfe, hier des Bundesjugendministeriums, mit Wohlwollen begleitet und kontinuierlich mit deutlich mehr als mit anerkennenden Worten unterstützt. Dass diese Haltung wechselnde Regierungen und Haushaltslagen überdauert hat, interpretieren wir als erfreuliche Wertschätzung unserer Arbeit: Es möge stilbildend wirken.Es bleibt, sich dieser Bedingungen bewusst zu sein. Des Weiteren ist zu hoffen, dass die Arbeitsfelder des IDA auch nach eventuell sich verändernder jugendpolitischer Themenkonjunktur in den Verbänden aktuell bleiben und schließlich, dass es IDA weiterhin gelingt Nützliches zu tun.


Rudi Klarer


Vorsitzender des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit e. V.

1 Zur Mitgliederstruktur sowie zur späteren Namensveränderung siehe die Texte auf www.IDAeV.de
2 Die Politische Plattform ist neben der Satzung das politische Grundsatzdokument, auf das sich die Gründungsorganisationen 1990 verständigten, vollständiger Text siehe www.IDAeV.de
3 Rudi Klarer: 10 Jahre Informations- und Dokumentationszentrum in der Antirassismusarbeit, Versuch einer kritischen Bilanz, Juli 2000