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Das Kartenspiel

Thema/Hintergrund

In der Migrationsforschung wird bei der Frage nach Integration die Balance zwischen den extremen Polen der völligen Anpassung und dem Rückzug auf die eigene Herkunftskultur als Königsweg der Integration gesehen. Dieser Weg ist nur durch Versuch und Irrtum, durch Experimentieren im Lebensalltag zu finden Jede/-r hat dabei seinen eigenen Weg zu gehen: Einige sind stärker auf Anpassung "gepolt" und lernen erst nach und nach, dass es für ihre Identität gut ist, das Wichtige aus der Herkunftskultur zu schätzen und zu pflegen. Andere halten stärker an dem Herkömmlichen, das sie aus ihrer Kultur mitgebracht haben, fest und öffnen sich nur langsam der neuen Umgebung. Dieses Kartenspiel gibt die Möglichkeit, auf experimentellem, spielerischem Weg die eigenen Stärken und Grenzen kennenzulernen.

Die folgende Übung wird in verschiedenen Seminaren angewendet, in der folgenden Anleitung finden sich die Arbeitsblätter für die Leitung (E.I.1.), für die Teilnehmenden (E.I.2 – E.I.6.) und für die Beobachter_innen (E.I.7.).

Ziele

  • Erfahrung sammeln, wie ich im Umgang mit fremden Regeln reagiere,
  • den Transfer vom eigenen Verhalten beim Kartenspielen auf mein Verhalten in fremdkulturellen Kontexten leisten,
  • den Unterschied zwischen völliger Anpassung, völliger Durchsetzung eigener Interessen und der Balance zwischen Anpassung und Selbstdarstellung (=Integration) erkennen
  • und in Beziehung zum eigenen Verhalten setzen

Durchführung der Übung

Bei diesem Kartenspiel muss die Leitung souverän verschiedenste Gruppenprozesse im Blick haben, um das Simulationsspiel zum Erfolg zu fuhren: das Einhalten der Regeln (ab einer bestimmten Zeit darf nicht mehr gesprochen werden), die Ankündigung einer neuen Phase (es wird zweimal gewechselt und Spieler/innen müssen die Plätze tauschen), das Auffangen von Frustration (wenn jemand mit den Regeln nicht zurechtkommt) und das Auffangen von Langeweile, wenn ein Tisch schon längst fertig ist und andere gerade mal ein halbes Spiel hinter sich haben. Dann kann der Anleiter raten, noch ein zusätzliches Spiel zu machen. Deshalb ist es wichtig, dass die Anleiter/innen (am besten zwei Personen) das Kartenspiel gut kennen und es am besten selbst schon einmal gespielt haben.

Der Raum ist so vorzubereiten, dass vier (ggf. fünf) Tische so stehen, dass die Spieler/innen sich ganz auf das Geschehen an ihrem Tisch konzentrieren und nicht mit den Nachbartischen kommunizieren. Die weiteren Regeln sind in den Handouts beschrieben.

Insgesamt hat diese Übung folgende Phasen:

  • Erklärung der Ziele des Spiels und der grundlegenden Regeln,
  • Erste Spielrunden mit Sprechen (Am Anfang kann die Gruppe auch eine Phase einlegen, in der den einzelnen die Regeln erklärt werden und die Karten offen auf den Tisch gelegt werden). Danach sollten zwei Spiele "regulär" durchgeführt werden.
  • Erstes Wechseln und ab diesem Zeitpunkt kein Sprechen mehr erlaubt (Die Person, die an den neuen Tisch kommt, spielt nach anderen Regeln als die neuen Mitspieler_innen). Es sollten mindestens zwei Spiele durchgeführt werden.
  • Zweites Wechseln von je zwei Personen am Tisch (in entgegengesetzter Richtung wie beim Wechseln davor). Es sollten wieder mindestens zwei Spiele durchgeführt werden.
  • Beendigung des Spiels – lockerer Austausch am Tisch – ggf. kurze Pause – danach Auswertung (alle bleiben an den Tischen sitzen, wo sie zuletzt saßen) u.a. zu folgenden Fragen: Passe ich mich einfach an und gebe ich meine eigenen Regeln auf? Boxe ich meine eigene Regelkultur durch? Gehe ich Kompromisse ein? Fühle ich mich verwirrt und verloren? Kam es zu (nonverbaler) Metakommunikation über die verschiedenen in der Gruppe vorhandenen Regelvorstellungen? Es beginnen die Beobachter/innen; danach wird jeder Tisch abgefragt.
  • Abschlussgespräch an den Tischen: Wo sehe ich meine Stärken und Grenzen der Integration auf dem Untergrund meiner Spielerfahrungen? Welche Erkenntnisse aus diesem Spiel nehme ich für mich mit?

 

Hinweise für den/die Spielleiter_in:

Nach einem ersten Spiel in einer regelhomogenen Gruppe wechselt eine Person zur nächsten Gruppe nach vorwärts. Nach einem weiteren Durchgang wechseln zwei weitere Personen nach rückwärts: eine Person eine Gruppe nach rückwärts, die andere zwei Gruppen nach rückwärts.

Grundregeln

Sobald der erste Wechsel vollzogen ist, wird nicht mehr gesprochen. Nur nonverbale Kommunikation ist dann noch erlaubt.

Schema zur Auswertung

Jede_r Teilnehmer_in kann für sich anhand der Reaktionsweisen im Kartenspiel überlegen, wo er/sie sich im folgenden Reaktionsschema, das vom/von der Spielleiter_in erklärt wird, wiederfinden kann (Arbeitsblatt E.I.8.).

Rahmenbedingungen

Zeit:

- 2 h

Material:

- bei 16 Spielern vier und bei 20 Spielern fünf Skatspiele

- vier bzw. fünf Tische mit je vier Stühlen

- Flipchart bzw. Overheadprojektor/Beamer

- Arbeitsblatt E.I.1.

- Arbeitsblätter E.I.2. – E.I.7

- Arbeitsblatt E.I.8.

Arbeitsmaterial

- Arbeitsblatt E.I.1.

- Arbeitsblatt E.I.2. + E.I.3.

- Arbeitsblatt E.I.4. + E.I.5.

- Arbeitsblatt E.I.6. + E.I.7.

- Arbeitsblatt E.I.8.


Themen
  • Forderungen aus der migrantischen Community
Schlagworte
  • Einstellungsmuster der Mehrheitsgesellschaft
  • Alltagsrassismus
  • Diversität
Zielgruppen
  • Multiplikator_innen/Lehrer_innen
  • Menschen mit Migrationsgeschichte/People of Color
  • Engagierte Bürger_innen
Mediengattung
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