Wie auch andere Länder so hat die Bundesrepublik in den letzten Jahren einen massiven Aufschwung sogenannter rechtspopulistischer Bewegungen auf der Straße und in den Parlamenten erlebt. Unter dem Deckmantel von „Sorgen“ und eines Kampfes gegen „politische Korrektheit“ sind rassistische und nationalistische Aussagen zunehmend wieder sagbar geworden. Ein Ausdruck dieser Entwicklung ist die Etablierung der AfD in mittlerweile 13 Landesparlamenten. Aber auch an Jugendverbänden geht sie nicht spurlos vorüber. Daher widmet sich das Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit e. V. am 29. Juni 2017 in der Bildungsstätte des Landessportbundes Hessen in Frankfurt am Main bei einem Fachtag der Frage, wie Jugendverbände mit Rechtspopulismus – in Form von Aussagen und von konkreten Akteur:innen – umgehen können und bislang umgegangen sind.
Der IDA-Fachtag soll daher dazu dienen, die bislang gesammelten Erfahrungen von Multiplikator:innen der Jugendverbandsarbeit im Umgang z. B. mit der AfD sichtbar zu machen und auszuwerten, einen Raum für Austausch über diese Erfahrungen bereit zu stellen, mögliche Handlungsstrategien im Umgang z. B. mit der AfD in der Jugendverbandsarbeit zu sammeln und zu diskutieren.
Der Fachtag richtet sich an haupt- und ehrenamtliche Multiplikator:innen aus Jugendverbänden, Jugendarbeit und Jugendringen sowie von Trägern aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“.
Anmeldungen sind ab sofort möglich unter info(at)IDAeV.de (unter Angabe von Name, Anschrift und Organisation). Die Teilnahme ist kostenlos.
Veranstaltungsort
Sportschule und Bildungsstätte des Landessportbundes Hessen e.V.
Otto-Fleck-Schneise 4
60528 Frankfurt am Main
Programm
10:30 Uhr
Begrüßung und Einführung, Ansgar Drücker, Geschäftsführer des IDA
10:45 Uhr
Vorträge
In Europa scheint der Rechtspopulismus auf dem Vormarsch. Auch in der Bundesrepublik schüren rechtspopulistische Parteien und Organisationen ein Klima des Hasses und hetzen gegen die, die nicht ihrer Vorstellung von „Volk“ entsprechen. Was aber ist Rechtspopulismus? Wie funktioniert das Geschäft mit der Angst? Und welche Potentiale gibt es – insbesondere bei Jugendlichen? Diese Fragen sollen die Vorträge anreißen.
Das Geschäft mit der Angst. Rechtspopulismus in Deutschland (Hans-Peter Killguss, Informations- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im EL-DE-Haus der Stadt Köln)
Das politische Programm der AfD (Dominik Schumacher, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Wuppertal)
Gegenstrategien (Hans-Peter Killguss und Dominik Schumacher)
Diskussion
12:30 Uhr
Mittagspause
13:15 Uhr
Workshopphase I
Workshop 1: „Vom Volk gewählt“ – Der Umgang mit der AfD als parlamentarische Kraft (Melanie Ebell, Geschäftsführerin des Landesjugendrings Brandenburg)
Jugendverbände und Jugendringe treten seit ihrer Gründung mit klaren Positionen und vielfältigen Aktionen gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in der Gesellschaft ein. Doch was verändert sich, wenn Rechtspopulist:innen plötzlich in den Kommunal- und Landesparlamenten vertreten sind? Welchen Gestaltungsspielraum haben Jugendverbände und Jugendringe in ihrer politischen Lobbyarbeit? Was ist die richtige Strategie im Umgang mit gewählten Politiker:innen rechtspopulistischer Parteien?
Workshop 2: Kulturelle Brücken vs. demokratisches Selbstverständnis: Herausforderungen kirchlicher Jugendverbandsarbeit im Engagement gegen Rechtspopulismus (Yvonne Everhartz, Referentin für Jugendpolitik, Mädchen und Frauenpolitik und Genderfragen des BDKJ)
Die kirchliche Jugendarbeit steht in der Auseinandersetzung mit der AfD an vielen Stellen vor besonderen Herausforderungen. Kulturelle Brücken und personelle Überschneidungen zwischen AfD und erzkonservativen katholischen und evangelikalen Kreisen machen an vielen Stellen eine besondere Ansprache und Bearbeitung des Themas notwendig. In welcher Form dies gelingen kann und welche Aspekte thematisch und methodisch dabei besonders beachtet werden sollten, wird in diesem Workshop beleuchtet.
Workshop 3: „Parteipolitisch neutral!?“ Umgang mit antidemokratischen Haltungen im Sport (Nicolo Mikulic, Leiter des Projekts „DemoS! – Sport stärkt Demokratie!“, Sportjugend Hessen im Landessportbund Hessen)
Sportverbände und -vereine haben in ihren Satzungen die parteipolitische Neutralität verankert. Dies bedeutet jedoch keine politische Neutralität, sondern beinhaltet für viele im Sport engagierte Ehrenamtliche ein aktives Eintreten für Vielfalt und Demokratie oder auch gegen Diskriminierungen und Rassismus. Wie soll man jedoch mit Parteien und deren Akteur:innen umgehen, die sich gegen diese Werte im und außerhalb des Sportvereins positionieren? Dieser Frage soll in unserem Workshop nachgegangen werden.
14:30 Uhr
Kaffeepause
14:45 Uhr
Workshopphase II
Workshop 1: Herausforderungen durch Rechtspopulismus im eigenen Verband (Christoph Alt, Pädagogischer Leiter Jugendbildungszentrum Hattingen, DGB NRW)
Der Workshop beschäftigt sich mit den Fragen, wie innerhalb des eigenen Verbandes eine Sensibilisierung für Rechtspopulismus aussehen kann, wie mit rechtspopulistischen Positionen umgegangen werden kann und damit, welche Fragen sich im Zusammenhang mit rechtspopulistischen Mitgliedern stellen.
Workshop 2: Umgang mit der AfD auf jugendpolitischer Ebene (Jule Böhnke, Deutscher Bundesjugendring)
Eine Beschreibung folgt demnächst.
Workshop 3: Jugendpolitische Initiativen der AfD in den Landtagen (Sebastian Seng, Referent des IDA)
Die AfD stellt mittlerweile Fraktionen in elf Landtagen. Bei den Wahlen in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und im Bund kommen sehr wahrscheinlich weitere Fraktionen hinzu. In dem Workshop wird ein Überblick über jugendpolitische Anfragen der AfD erarbeitet, Argumentationen analysiert und über Reaktionsnotwendigkeiten bzw. -möglichkeiten diskutiert.
16:00 Uhr
„Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ Politisch-strategische Kommunikation gegen Rechtspopulismus aus Sicht von (Jugend-)Verbänden (Lucas Gerrits, Squirrel & Nuts, Gesellschaft für strategische Beratung mbH, Köln)
17:00 Uhr
Ende der Veranstaltung
Die Veranstaltung wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Kinder- und Jugendplan (KJP) des Bundes gefördert.