Hate Speech
Hate Speech ist Englisch und bedeutet Hassrede. Ob auf Facebook, Twitter oder in den Kommentarspalten von Tageszeitungen – tagtäglich verfassen User:innen massenhaft beleidigende und erniedrigende Beiträge. Der Hass richtet sich häufig gegen (auch vermeintliche) Migrierte, Geflüchtete oder Menschen, die in Bezug auf ein persönliches Merkmal als „anders” wahrgenommen und definiert werden.
Im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW wurde das Diskussionsverhalten von Nutzer:innen führender Nachrichtenmarken im Netz untersucht und zusammengefasst, sowie redaktionelle Steuerungsmechanismen analysiert (u. a. Moderation, Community Management, Audience Engagement, Löschpraktiken).
Dieser Leitfaden für Journalist:innen zum Umgang mit Hate Speech im Netz wurde von den Neuen Deutschen Medienmachern erstellt und diskutiert, warum man sich Hass im Netz entgegenstellen sollte, welche Techniken dabei erfolgreich sind und wie mensch sich selbst schützen kann.
Hate Speech ist demütigend und verletzend. Darum wehren sich viele dagegen: Sie diskutieren, löschen, melden oder nehmen es mit Humor. Und manchmal diskutieren Engagierte nicht mit Menschen, sondern mit Social Bots. Das sind Roboter, die liken, retweeten, kommentieren und „Fake News” in die Welt setzen. Sie unterscheiden sich kaum von Trollen, die viele Stunden am Tag hasserfüllte Kommentare in ihre Tastaturen tippen, wie nachfolgendes Beispiel veranschaulicht:

Folgende Diskussion auf der Facebook-Seite der Tageszeitung DIE WELT zeigt, welche Wirkung die Präsenz von Moderator:innen hat. Es geht um Geflüchtete. Zu Beginn der Diskussion reagiert die WELT sofort mit einer kritischen Frage, woraufhin sich der User aus der Diskussion zurückzieht.
Was jede:r gegen Hate Speech tun kann
- Kontern: Unter dem Begriff Counter Speech werden Strategien für den Umgang mit Rassismus und Hate Speech im Netz gesammelt. Wie auf Hass und Hetze reagieren, ohne den Anspruch auf eine respektvolle und konstruktive Kommunikation aus dem Blick zu verlieren? Darum geht es hier.
- Ignorieren: Hassrede ist Gewalt in Form von Worten, und Gewalt kann bekanntlich zu körperlichen und seelischen Verletzungen führen. Je nach Tagesform und Thema ist es durchaus ratsam, bestimmte Diskussionen zu umgehen.
- Melden: Nach dem neuen Netzdurchsetzungsgesetz müssen Hasskommentare mit offensichtlich rechtswidrigen Inhalten innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden, andere rechtswidrige Inhalte spätestens nach sieben Tagen. Also: Melden lohnt sich.
- Moderieren: Betreiber:innen von Nachrichtenseiten oder Blogs können Einfluss auf die Qualität der Diskussionen nehmen, indem sie die Kommentare moderieren. So zeigen sie Hater:innen, dass sie rassistischen Äußerungen keinen Raum bieten.
- Humor: Eine weitere Methode, auf Hate Speech zu reagieren, ist der humorvolle Umgang. Mit witzigen Kommentaren, die Schwachstellen in der Logik entlarven oder den Fokus in eine andere Richtung lenken, wird Hater:innen rechtzeitig der Wind aus den Segeln genommen. Entscheidend ist, dass die Reaktion nicht verletzend sein darf.
Weitere Informationen (Beratungsangebote, Tipps, Projekte, Kampagnen und weitere Informationen zum Thema Hate Speech)
Beratungsangebote
- Die Beratungsstelle HateAid unterstützt als einzige Beratungsstelle Deutschlands ausschließlich Betroffene von digitaler Gewalt. HateAid bietet Betroffenen digitaler Gewalt unter anderem ein kostenloses Beratungsangebot sowie, unter bestimmten Voraussetzungen, eine Prozesskostenfinanzierung. Alle Menschen, „die online Hass und Hetze erleben, die beleidigt, verleumdet oder bedroht werden“, können sich an HateAid wenden.
Tipps und Handlungsempfehlungen
- Leitfaden: "Aktiv gegen Hasspostings: wie man gegen Hassrede und Hetze im Internet vorgehen kann."
- Artikel: „Antirassistisch Arbeiten im Netz: Wie kann Gegenrede in die pädagogische Praxis übersetzt werden?” Im IDA-Reader „Rassismuskritik. Versuch einer Bilanz über Fehlschläge, Weiterentwicklungen, Erfolge und Hoffnungen.”
- Eine Möglichkeit auf verschiedene Formen von Hate Speech humorvoll zu reagieren bietet die Meme-Sammlung der Kampagne No Hate Speech.
Projekte und Kampagnen
- Die nationale Kampagne „No Hate Speech” wurde vom Europarat ins Leben gerufen.
- Hass im Netz: Ein Projekt der Neuen deutschen Medienmacher*innen, initiiert vom Europarat und unterstützt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!”
- Das Projekt de:hate der Amadeu Antonio Stiftung erfasst und analysiert rechtsextremistische und –populistische Phänomene online.
Glossare
- Glossar von IDA e.V.: Erläuterungen zentraler Begriffe aus dem Bereich der Antirassismusarbeit, das kontinuierlich erweitert und aktualisiert wird.
- Glossar der Neuen deutschen Medienmacher*innen: Formulierungshilfen für einen diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch in der Bildungsarbeit in der Migrationsgesellschaft.
Informationsportale
- Jugendschutz.net dient als gemeinsames Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Neben dem Bereitstellen von Informationen, Aufklärung und Handlungsempfehlungen, werden auch regelmäßigBerichte und Informationsmaterialien zu aktuellen Themen veröffentlicht.
- Die Vielfalt-Mediathek ist ein Projekt von IDA e.V und fungiert als Informationsportal rund um die Themen Antirassismus, Rechtsextremismus, Diversität, Demokratiepädagogik etc. Im "Themenfeld "Hass im Netz" finden sich Artikel zu Projekten, Publikationen, Arbeitshilfen, Handreichungen, Filmbeiträgen, Websites sowie Konzepten, Methoden und Ansätzen.
- Die NGO Fearless Democracy e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht (online) Angriffen gegen die Zivilgesellschaft entgegenzutreten. In Zuge dessen wurde unter anderem das NETTZals Vernetzungsstelle gegen Hate Speech gegründet.
Broschüren und Veröffentlichung
- Bookmarks – Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung.
- "'Geh sterben' Umgang mit Hate Speech und Kommentaren im Internet" - eine Broschüre der Amadeu Antonio Stiftung.
- MonitoringberichtederAmadeu Antonio Stiftunggeben Einblicke in aktuelle Phänomene und ihre Online-Relevanz.
- Eine bundesweite Studie im Auftrag der Demokratie-Stiftung Campact und der Amadeu Antonio Stiftung vergleicht das Vorgehen gegen Hate Speech auf Länderebene.
Dokumentationen, Podcasts, Videos
- "Lösch Dich" ist eine funk-Dokumentation über die Organisation von Hass im Netz. Im Fokus steht das rechte Troll-Netzwerk ‚Reconquista Germanica‘.
- "Vom Wort zur Tat? Die Macht der Sprache" ist eine Reportage des MDR. Sie beschäftigt sich mit den Mechanismen und Auswirkungen von aggressiver Sprache auf unser Wahrnehmen und Handeln.
- de:hate ist eine Podcastreihe der Amadeu-Antonio-Stiftung, die über unterschiedliche Aspekte menschenfeindlicher Ideologien aufklärt. Neben Hintergrundwissen werden auch konkrete Handlungsstrategien dargestellt, „um extrem rechten Ideologien im Alltag – online wie offline – etwas entgegenzusetzen. Folge 8 der Reihe beschäftigt sich explizit mit dem Thema Hate Speech in der Migrationsgesellschaft.
- #lauteralshass – In der klicksafe-Videoreihe berichten Macher:innen verschiedener YouTube-Channels, wie sie persönlich mit Hass-Kommentaren umgehen.