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Seminar „Erinnerungskultur im Dialog: Alevitische und êzidische Perspektiven“

Veranstaltet von IDA e.V. in Kooperation mit dem Bund der Alevitischen Jugendlichen e.V. (BDAJ) und der Êzidische Jugend Deutschland e.V. (ÊJD)

20. bis 22. Oktober 2023, Jugendherberge Hildesheim

Junge Êzid*innen und Alevit*innen stehen vor zahlreichen Herausforderungen, wenn es um die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte geht. Aufgrund der langen Historie von Verfolgung und den daraus oftmals resultierenden Traumata wird diese seitens der älteren Generation oft verschwiegen oder tabuisiert. Dadurch fehlt der jüngeren Generation nicht selten der Bezug zu jener. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach einer Erinnerungskultur. In den letzten Jahr(zehnt)en hat sich diese verstärkt entwickelt. Historische Ereignisse und jüngste politische Entwicklungen haben vor allem bei der Jugend zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit ihren Wurzeln geführt und zu einer stärkeren Zusammenarbeit innerhalb der êzidischen und alevitischen Gemeinschaft.

Die Auseinandersetzung mit- und die Entwicklung der Erinnerungskultur gestaltet sich jedoch schwer, vor allem, wenn sie in der Öffentlichkeit stattfindet. Denn durch äußere Bedrohungen und Einschüchterungen beispielsweise seitens rechten Milieus (Neonazis, graue Wölfe, islamistische Gruppierungen usw.) wird das Thematisieren und die Gestaltung der Erinnerungskultur erheblich gestört. Deshalb werden Räume benötigt, in denen sich die jungen Menschen sicher austauschen können, mit ihrer Geschichte auseinandersetzen und sich bestärkt fühlen, an die Öffentlichkeit zu treten.

Erinnerungskultur wird über viele Ebenen weitergegeben und ausgedrückt. Durch die oben genannte verstärkte Auseinandersetzung fand und findet auch ein vermehrter Austausch zwischen den Generationen statt. Erinnerungen, Erzählungen und Erfahrungsberichte von Zeitzeug*innen, aber auch Lieder, Poesie/Prosa sowie Kunst usw. werden zunehmend an die Folgegenerationen herangetragen. Ergebnisse dieses Dialogs sind die Schaffung neuer Diskurse, Gedenkstätten und einer intensiven Beschäftigung mit der eigenen Geschichte und der vorherigen Generationen.

Während Institutionen in der Diaspora zum Teil Genozide und Diskriminierungen anerkennen (Anfang diesen Jahres im Januar 2023 wurde zum Beispiel der Völkermord an den Êzid*innen im Irak, in Deutschland als solcher anerkannt), werden sie in den Heimatländern nicht selten marginalisiert oder negiert und Verfolgung, Diskriminierung und Hass weitergeführt. Treibende Kraft bei Forderungen an politische Akteure und Institutionen ist zumeist die Jugend. Engagement und Aktivismus und (politische) Bildungsarbeit sind weiterhin nötig, um die Belange von Minderheiten wie Êzid*innen und Alevit*innen zu vertreten und muss unterstützt werden.

Aus diesem zivilgesellschaftlichen und politischen Engagement entstanden zunehmend interkulturelle und interreligiöse Dialoge unter anderem zwischen der êzidischen und alevitischen Jugend, die zu Synergien innerhalb der Jugendverbandsarbeit führten und führen. Das gegenseitige Bestärken führt zu Empowerment der eigenen, aber auch anderer marginalisierter Communities.

Ziel der Veranstaltung ist es sich inhaltlich mit Prozessen der Erinnerungskultur zu beschäftigen und das Entwickeln und Fortbestehen von Erinnerungskultur zu unterstützen. Im Fokus steht außerdem Vernetzung und gegenseitiges Empowerment.

Dies wird über verschieden Inhalte und Formate mit Hilfe von alevitischen und êzidischen Referent*innen vermittelt.

Hierbei ist uns wichtig, dass êzidischen und alevitischen Perspektiven Raum gegeben wird. Das Wochenend-Seminar soll eine Plattform für Auseinandersetzung und Austausch ermöglichen und dazu beitragen mehr Zugänge zu Erinnerungskultur zu schaffen. Dadurch werden die jungen Menschen dazu animiert und motiviert vermehrt an die Öffentlichkeit zu treten und sich mit anderen Communities, Organisationen usw. zu vernetzen

Teil des Wochenendseminars sind eine Einführung in das Thema Erinnerungskultur, die Beschäftigung mit der Frage, warum diese wichtig ist und jeweils ein ausführlicher Einblick in die Geschichte der alevitischen- und êzidischen Erinnerungskultur. Außerdem wird sich mit der/den Erinnerungskultur(en) in der Diaspora auseinandergesetzt, wobei in diesem Abschnitt vermehrt Diskussions- und Austauschspielraum geboten wird. An die während des Wochenendseminar gewonnenen Erkenntnisse anknüpfend, wird sich damit beschäftigt, wie Erinnerungskultur weiterhin gestaltet werden kann und wie sich in Zukunft die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppen weiterentwickelt.

Zielgruppe

Junge Alevit*innen und Êzid*innen ab einem Alter von 16 Jahren. Sinn des Seminars ist es unter anderem einen sicheren Raum zu schaffen, in welchem sich Betroffene austauschen können und wo Empowerment stattfinden kann. Daher ist es nicht sinnvoll diesen zu öffnen.

Programm

Freitag

  • 18:00-19:30 Uhr: Begrüßung & Kennenlernen (Miriam Ordon, BDAJ, und Sebastian Seng, IDA)
  • 19:30-19:45 Uhr: Pause
  • 19:45-20:45 Uhr: Einstieg ins Thema (Özge Erdoğan, BDAJ, Gian Aldonani, ÊJD)
  • 20:45-20:55 Uhr: Pause
  • 20:55-22:00 Uhr: Vertieftes Kennenlernen (Miriam Ordon, BDAJ, und Sebastian Seng, IDA)

 

Samstag

  • 9:00-11:00 Uhr: Warum ist Erinnerungskultur wichtig? (Gian Aldonani, ÊJD)
  • 11:00-11:15 Uhr: Pause
  • 11:15-12:30 Uhr: Erinnern unter Alevit*innen – Zwischen takiye, der Gründung neuer Vereine und Empowerment (Özge Erdoğan, BDAJ)
  • 12:30-13:30 Uhr: Mittagspause
  • 13:30-15:00 Uhr: Erinnern unter Êzid*innen – von der Unsichtbarkeit zur Sichtbarkeit – Prozesse des Erinnerns (Diar Khalaf, ÊJD)
  • 15:00-15:15 Uhr: Pause
  • 15:15-16:30 Uhr: Erinnerungskultur in der Diaspora (Erfahrungsberichte und Austausch) (Gian Aldonani, ÊJD, und Özge Erdoğan, BDAJ)
  • 16:30-16:45 Uhr: Pause
  • 16:45-18:00 Uhr: Herausforderungen: Trauma und (Mehrfach-)Diskriminierung. Anti-alevitischer und anti-êzidischer Rassismus (Gian Aldonani, ÊJD, und Özge Erdoğan, BDAJ)
  • 18:00 Uhr Abendessen

 

Sonntag

  • 9:00-09:30 Uhr: Begrüßung & Rückfragen zum Samstag (Gian Aldonani, ÊJD, und Özge Erdoğan, BDAJ)
  • 9:30-11:15 Uhr: Wie können wir Erinnerungskultur gestalten und uns gegenseitig unterstützen? (Özge Erdoğan, BDAJ)
  • 11:15-11:30 Uhr: Pause
  • 11:30-12:30 Uhr: Welche konkreten Wünsche und Ideen haben wir für unsere Zukunft? (Gian Aldonani, ÊJD)
  • 12:30-13:15 Uhr: Mittagspause
  • 13:15-14:00 Uhr: Feedback & Abschluss (Miriam Ordon, BDAJ)