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Filmtitel

Moschee, nein danke!

Beschreibung

In den siebziger Jahren werden im schmucken nordbadischen Wertheim dringend neue Arbeitskräfte für die wachsende Glasindustrie benötigt. Man wirbt Gastarbeiter aus der Türkei an, mit ihnen kommt der Islam. Mittlerweile lebt die zweite und dritte Generation der Türken in Wertheim. Die Stadt ist vielen zur Heimat geworden. Ihr Wunsch, ihren Glauben in einer "angemessen" Umgebung praktizieren können wächst. Eine neugebaute Moschee mit Minarett und Kuppel soll die Bisherige, die sich in einem heruntergekommenen Fabrikgebäude befindet, ersetzen. Doch die Vorstellung des Anblicks eines islamischen Gotteshauses ist vielen Wertheimern zu viel.

Ömer Akbulut und Willi Schwend stehen in Jan Gabriels Film stellvertretend für die beiden Fronten, die sich dadurch in Wertheim gebildet haben. Willi Schwend ist gebürtiger Wertheimer. Der mittelständische Unternehmer betreibt eine Glasbeschichtungsfabrik. Als sich die Muslime im Industriegebiet das Grundstück direkt neben seiner Firma als potenziellen Bauplatz für die Moschee aussuchen, gründet er eine Bürgerinitiative. Eines seiner Argumente: Eine Moschee in der Nachbarschaft ruiniere die Grundstückspreise. "Das ist unsere Heimat und die werden wir verteidigen und versuchen zu bewahren." Willi Schwend hat einflussreiche Helfer. Sein Bruder Gerhard ist Ehrenbürger Wertheims, saß 40 Jahre im Gemeinderat und war Bürgermeister der Stadt. Das Netzwerk politischer und privater Beziehungen ist mächtig. Der Kampf gegen die "Islamisierung" seiner Heimat ist für Willi Schwend zu einer Mission geworden, die mittlerweile weit über die Grenzen Wertheims hinausgeht.

Ömer Akbulut kommt 1970 im Alter von zehn Jahren nach Wertheim. Er besucht dort die Schule, gründet eine Familie und bekommt einen Job in der Glasindustrie. Als Sprecher der islamischen Gemeinde setzt er sich jahrelang für den Bau der Moschee ein. Den Kompromiss, eine Moschee auch ohne Kuppel oder Minarett zu bauen, möchte Ömer Akbulut nicht eingehen. Eine "richtige" Moschee bauen zu dürfen, bedeutet für ihn, von den Deutschen akzeptiert worden zu sein und hier eine echte Heimat gefunden zu haben: "Ich lebe zwar in Deutschland, aber möchte meine Religion ausleben. Und wenn mir das nicht gegönnt ist und ich muss in Hinterhöfen und alten Fabrikgebäuden meine Gebete verrichten, ist es so, als ob ich nicht gewollt wäre." Ömer Akbulut verliert schließlich seinen Posten als Sprecher der Gemeinde. Ein neu gewählter Vorstand kauft ein altes Firmengebäude und baut es, nach außen unsichtbar, zur Moschee um. Enttäuscht beten die Muslime nun weiter im Verborgenen. Ömer Akbulut wird für das Scheitern der ursprünglichen Pläne verantwortlich gemacht und tritt in der Folge aus seiner Moscheegemeinde aus.

Jan Gabriel hinterfragt in seinem Dokumentarfilm "Moschee, nein Danke!" die Gründe des Konflikts zwischen Moscheebefürwortern und -gegnern und beleuchtet dessen Auswirkungen. Der Zuschauer erfährt dabei viel über den Begriff Heimat, über Ängste, Vorurteile und über enttäuschte Hoffnungen.

 

Quelle der Inhaltsbeschreibung: www.eikon-suedwest.de

Produktionsort, -gesellschaft: Stuttgart: Eikon Südwest / SWR

FSK: -

 


Regie

Jan Gabriel

Produktionsjahr

2009

Spieldauer

60 Min.

Medientyp

DVD


Themen
  • Migrationsgesellschaft
  • Religion
  • Interkulturalität
  • Rassismus
Kategorien
  • Dokumentarfilm
Verleih

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