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Integration

In der Soziologie bezeichnet „Integration“ einerseits den Prozess, der die Menschen einer Gesellschaft verbindet und dafür sorgt, dass sich eine gemeinsame Identität, Werte und Normen herausbilden können, die das Zusammenleben ermöglichen (etwa in Form von Gesetzen, die allgemein akzeptiert sind). Im alltäglichen politischen und öffentlichen Gebrauch wird das Wort andererseits meistens genutzt, um die Eingliederung besonders von migrierten oder rassistisch diskreditierbaren Menschen in die eine vermeintlich einheitliche „deutsche Gesellschaft und Kultur“ zu beschreiben. Das kommt dem soziologischen Begriff der Sozialintegration nahe. Im Gegensatz zu Inklusion meint der Begriff dabei die einseitige Anpassung der migrierten Menschen (und häufig auch ihrer Nachkommen) an die deutsche Mehrheitsgesellschaft, etwa indem sie Deutsch lernen, arbeiten und sich an die Gesetze halten. Die Verantwortlichkeit für „Integration“ wird also den Betroffenen selbst überantwortet.

Dabei wird oft außer Acht gelassen, dass migrierte Menschen und PoC häufig auf institutionellen Rassismus stoßen, etwa bei der Arbeitssuche, und dieser ihre „Integration“ verhindert. Die Mehrheitsgesellschaft und Politik sind daher gefordert, diese Hürden abzubauen, um gleiche Zugangschancen für alle zu gewährleisten. Zudem ist es problematisch, wenn Forderungen, „sich zu integrieren“ nur auf Menschen bezogen werden, die nicht als deutsch wahrgenommen werden. Bspw. werden Forderungen, sich an geltendes Recht zu halten oder sich zum Grundgesetz zu bekennen, nicht an alle Menschen in Deutschland gerichtet, sondern eben nur an „die Anderen“. Der Begriff wirkt also erstens verandernd (Othering), indem er eine einheitliche deutsche Gesellschaft (die es so natürlich nicht gibt) voraussetzt, in die alle „anderen“ sich eingliedern müssen, um gleichberechtigt dazugehören zu dürfen. Zweitens werden diese „Anderen“ als grundsätzlich defizitär im Gegensatz zum imaginären „Wir“ beschrieben. Gleichzeitig behält sich die Mehrheitsgesellschaft die Deutungshoheit darüber vor, was als „deutsch“ zu gelten hat (etwa im Sinne einer „Leitkultur“) und an welchen Kriterien „Integration“ gemessen werden soll. Diese Kriterien und entsprechende Forderungen kann sie immer wieder verändern, wobei die Betroffenen aber (so gut wie) keine Mitsprache besitzen. In diesem Sinne ist „Integration“ ein Mittel, Macht und Privilegien abzusichern und Dominanz auszuüben. Solidarität, Anerkennung und die Garantie von Rechten sind weitaus hilfreicher, um eine gerechte Gesellschaft zu gestalten, an der alle teilhaben können.

Siehe auch Desintegration, epistemische Gewalt, Othering, Social Justice