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Glossar Detailansicht

Differenzlinie

Angelehnt an die Theorie der Intersektionalität wird davon ausgegangen, dass Diskriminierungsformen Differenzen erst schaffen. Diese beziehen sich jeweils auf ein bestimmtes Merkmal, das zur Kategorisierung herangezogen wird: Die Hautfarbe wird differenziert in Schwarz/weiß, das Geschlecht in Frau/Mann, sexuelle Orientierung in heterosexuell/lesbisch, schwul, bi, asexuell usw. Differenzlinien nehmen also dualistische Unterscheidungen vor, die sich ergänzend und hierarchisch aufgebaut sind. D. h. eine Seite der Unterscheidung verhält sich immer als Norm (weiß, männlich, heterosexuell usw.), während die andere Seite als „abweichend“ problematisiert und in Form von Diskriminierungen sozial sanktioniert wird. Da Menschen nicht nur eine, sondern mehrere solcher Differenzkategorien in sich vereinigen, verhilft der Begriff der Differenzlinie dazu, diese komplexen, nicht-binären Gruppenzuschreibungen und Dominanzverläufe zu beschreiben und kritisierbar zu machen. Daraus entsteht eine Kritik des dualistischen und normierenden Unterscheidens. Diesem zufolge sind Differenzlinien als offene Räume zu verstehen, in denen Menschen je individuelle Positionen einnehmen (z. B. im Hinblick auf das Geschlecht) und es daher keine Norm gibt, von der jemand abweichen kann. Die Eigenschaften jedes Menschen sind dann „normal“, insofern sich in ihnen je eine mögliche Ausprägung menschlicher Diversität zeigt.

Siehe auch Dichotomisierung, Dominanz und Gender