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Jubiläumstagung und Festakt anlässlich 25 Jahre IDA e. V.

„Von begrenzten Fehlschlägen und grenzenloser Hoffnung“ — 25 Jahre Rassismuskritik bei IDA e. V. 

Jubiläen sind ein Anlass zurückzublicken - nicht um nostalgisch in der Vergangenheit zu schwelgen, sondern um Veränderungen, Erfolge und Fehlschläge zu reflektieren und daraus Kenntnisse für die Zukunft zu ziehen. „Wir müssen begrenzte Fehlschläge akzeptieren, aber wir dürfen niemals die grenzenlose Hoffnung verlieren." Dieses Zitat des US-amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King enthält die Grundsätze rassismuskritischer Arbeit: Die Notwendigkeit Fehler nicht zu verleugnen und damit bearbeitbar zu machen und die Notwendigkeit trotz alledem nicht zu resignieren, nicht zynisch zu werden, weiterzumachen und (sich) weiterzuentwickeln. Grenzenlose Hoffnung - das heißt nicht bloß auf mehr Gerechtigkeit und weniger Rassismus zu warten - sondern sich selbst und die Verhältnisse zu ändern - und dafür muss das bisher Geschehene betrachtet werden!

25 Jahre Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA) e.V. sind dafür eine gute Gelegenheit:

Auf Initiative von Jugendverbänden wird 1990 das IDA gegründet. Die rassistischen Pogrome in den 90ern folgen - und eine zunehmende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Rassismus, Rechtsextremismus und dem Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft. Die Begriffe und auch die Vorstellungen dazu sind noch andere - IDA bedeutet anfangs Informations-, Dokumentations- und Aktionszentrum gegen Ausländerfeindlichkeit für eine multikulturelle Gesellschaft. Der Titel des ersten IDA-Readers fragt: „Multikulturelle Gesellschaft als Lebensform. Wirklichkeit, Zukunftsvision oder Bedrohung?".

Heute ist es weitestgehend Konsens, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist und auch staatliche Stellen sprechen immer häufiger von Rassismus. Das Bild des Neonazis mit Springerstiefeln wurde erweitert - der alltägliche Rassismus in Behörden, Institutionen, Medien usw. rückt nun stärker in den Fokus. Themen wie Interkulturelle Öffnung und Diversität haben einen festen Platz in Debatten und neue Stimmen werden sichtbarer, z.B. Verbände von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Selbstorganisationen junger Sinti und Roma oder auch Einzelpersonen, die z.B. rassistische Begriffe in Kinderbüchern problematisieren.

25 Jahre später erleben wir aber auch Pegida und die AfD, einen sichtbarer werdenden Antisemitismus, eine Zunahme von Übergriffen auf Geflüchtete und einen weit verbreiteten antimuslimischen Rassismus. Ein paar Jahre zuvor enttarnt sich der NSU, Thilo Sarrazin landet mit seinen rassistischen Thesen einen publizistischen Riesenerfolg. Studien zeigen, dass ein nicht-deutsch klingender Name massive Benachteiligungen zur Folge hat. Das Internet wird zunehmend auch ein Propaganda- und Rekrutierungselement der extremen Rechten und rechtspopulistischer Akteur:innen im bürgerlichen Gewand: in Kommentarspalten grassieren Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Antiziganismus.

Immer wieder steht die Frage im Raum, ob wir nicht schon einmal weiter waren. Was bringt rassismuskritische Bildungsarbeit überhaupt? Warum wird Rassismus so selten thematisiert, wenn es um Rechtsextremismus geht?

Vieles hat sich verändert, aber Rassismus existiert weiterhin und die Kritik daran ist keineswegs Standard. Rassismuskritik, die nachhaltig wirksam sein will, muss also offensichtlich wirkungsvoller sein als bisher und kritische Fragen aufwerfen. Sie muss bestehende Verhältnisse hinterfragen, sich damit auseinandersetzen, wer von diesen profitiert, und somit Herrschaftsstrukturen thematisieren. Sie darf nicht in einzelnen Projekten steckenbleiben, sondern muss stärker in den Mainstream und die Strukturen rücken.

Wir möchten die Tagung dazu nutzen, neue Anregungen und Ideen zur zukünftigen Gestaltung rassismuskritischer Bildungsarbeit zu gewinnen. Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem, was erreicht wurde und wo rassistische Verhältnisse andauern, soll dabei nicht zu Resignation führen, denn jede Erkenntnis hilft, den nächsten Schritt anders zu gestalten, andere Akteur:innen einzubeziehen und neue Bündnispartner:innen zu gewinnen.

Auf der IDA-Jubiläumstagung wollen wir aus verschiedenen Perspektiven zurück- und nach vorne blicken. Wir wollen Räume zum Austausch zur Verfügung stellen und zur Selbstreflexion anregen, wir wollen Überholtes über den Haufen werfen und über neue Wege nachdenken. Wir wollen aber auch feiern, weil IDA sich in den letzten 25 Jahren weiterentwickelt hat und ein wichtiger Ort ist, um Menschen, die sich mit Rechtsextremismus, Rassismus und Migration auseinandersetzen, zusammenzubringen und zu unterstützen.

Das Programm und Anmeldeformular ist als pdf-Datei verfügbar.

Programm

Freitag, den 27.11.2015

13.00 Uhr

Ankunft/Anmeldung mit Kaffee und Kuchen

14.00 - 14.45 Uhr

Begrüßung, Überblick, Einführung

14.45 - 15.30 Uhr

Festsaal

Vortrag: Rassismus in aktuellen politisch-gesellschaftlichen Zusammenhängen

Manuela Bojadžijev, Humboldt-Universität zu Berlin

15.45 - 17.45 Uhr

Arbeitsgruppenphase 1 - Positionen des IDA

AG 1

Raum Rügen

Der NSU und seine Auswirkungen auf die Migrationsgesellschaft (Rolf Knieper, Projekt Dimensionen, IDA e.V.)

Wie hat sich die Gewalt des so genannten Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) auf rassistisch diskreditierbare Menschen ausgewirkt? Wie hat sich die Wahrnehmung auf die Sicherheitsbehörden verändert und welchen Einfluss hat der rassistische NSU-Komplex auf die Identitätskonstruktion von Menschen mit vermeintlich sichtbarer Migrationsgeschichte? Neben diesen Fragen beschäftigt sich der Workshop mit den Erfordernissen und Möglichkeiten politischer Bildungsarbeit, die aus dem NSU-Komplex abgeleitet werden können.

AG 2

Raum Gussow

Rechtspopulistische Familienideologie und Kampf gegen Sexualaufklärung und Gender Mainstreaming (Carolin Hesidenz, MBR Köln)

Mit großen Demonstrationen gegen Sexualaufklärung in Köln bzw. den „Bildungsplan 2015" in Baden-Württemberg machten die selbsternannten „Besorgten Eltern" 2014 von sich reden. Unter dem Label „Genderismus" firmieren darüber hinaus Feminismus und sexuelle Vielfalt als Feindbilder rechtspopulistischer Mobilisierung und Themensetzung: auch in der AfD und bei PEGIDA. Diese Phänomene und Diskurse wird der Workshop beleuchten und nach Möglichkeiten kritischer Intervention fragen.

AG 3

Raum Zingst

Diversitätsbewusste Bildungsarbeit - Für eine antidiskriminierende Haltung in der Jugend(verbands)arbeit (Karima Benbrahim, IDA e.V.)

Diversitätsbewusste Bildungsarbeit verdeutlicht wie Menschen von einer „Dominanzkultur" profitieren oder benachteiligt werden. Dadurch wird ein Bewusstsein geschaffen, welche Bedeutung die Positionierung eines Menschen innerhalb einer Gesellschaft hat und wie er dadurch wahrgenommen wird. In der Arbeitsgruppe wird der diversitätsbewusste Ansatz als pädagogische und politische Antidiskriminierungsarbeit vorgestellt und zur Diskussion gestellt werden.

AG 4

Raum Groß Väter See

Antiziganismus in gegenwärtigen Migrationsdebatten
(Markus End, Diplom-Politologe und Autor)

In den letzten Jahren wurde in der deutschen Öffentlichkeit eine Debatte über sogenannten „Armutszuwanderung" ausgefochten, die zahlreiche antiziganistische Elemente aufweist. Anhand verschiedener Beispiele soll diese Debatte, die mediale Berichterstattung und die Konstruktion des Narrativs „Armutszuwanderung" nachvollzogen und kritisiert werden, um zum Schluss auf die politischen Konsequenzen und möglichen Gefahren der Debatte einzugehen.

 

Festakt

 

ab 18 Uhr

Festsaal & Foyer

Empfang mit Sekt, Saft und Selters

Grußworte des IDA-Vorsitzenden Georg Förster

Grußwort der beiden Vorsitzenden des Deutschen Bundesjugendrings,
Lisi Maier und Stephan Groschwitz


Rede der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Caren Marks

19.30 - 20.30 Uhr

Abendessen

20.30 - 21.30 Uhr

Theaterstück „Ein ganz gewöhnlicher Jude"
Andreas Schmid, TheaterKunst Köln e.V. (Aufführungsrechte: Verlag Jussenhoven & Fischer Köln)

ab 21.30 Uhr

Erinnern und Feiern

mit Musik, Getränken und spannenden Gesprächen

 

Samstag, den 28.November 2015

ab 7.00 Uhr

Frühstück

9.00 - 9.45 Uhr

Festsaal

Vortrag: Ein selbstkritischer Blick. Wie rassismuskritisch und diversitätsbewusst sind wir eigentlich?

Rudolf Leiprecht, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

9.45 - 11.15 Uhr

Arbeitsgruppenphase 2 - Perspektiven des IDA

AG 1

Raum Rügen

Lösen Inklusion und Diversität die Interkulturelle Öffnung ab? (Ansgar Drücker, IDA e.V.)

Die Diskussion über die Interkulturelle Öffnung der Jugend(verbands)arbeit begleitet uns seit über zehn Jahren. Derzeit sind die Begriffe und Konzepte Inklusion (über Menschen mit Behinderungen hinaus und als Nachfolgebegriff für Integration) und Diversität (mit einer Perspektive der Antidiskriminierung) im Kommen. Welche Inhalte und Ansätze drohen dabei verloren zu gehen, was gewinnen wir neu hinzu?

AG 2

Raum Gussow

Entgrenzt: transeuropäische Perspektiven auf die extreme Rechte (Sebastian Töbel, IDA e.V.)

Bei den Aktivitäten der extremen Rechten in Europa kommt es zu grenzüberschreitenden Vernetzungen und Kooperationen, Themen und Strategien werden aufgegriffen und in den länderspezifischen Kontext übertragen. In dem Workshop soll sich der europäischen Dimension extrem rechter Erscheinungsformen gewidmet sowie deren Bearbeitung durch eine politische Bildungsarbeit thematisiert werden.

AG 3

Raum Zingst

Junge Flüchtlinge als Zielgruppe und Akteur:innen der Jugend(verbands)arbeit (Ibrahim Dourra Maiga, Bayerischer Jugendring; evtl. mit einem Jugendlichen mit Fluchterfahrung)

Wohlmeinende, teils paternalistische Bilder sind im öffentlichen Diskurs, der sich mit dem Thema „junge Flüchtlinge"  beschäftigt, stets gegenwärtig. Wie können gleichberechtigte Beteiligungsformen für junge Flüchtlinge in der Jugendverbandsarbeit aussehen? Im Mittelpunkt steht die These, dass politisches Engagement für und mit jungen  Menschen mit Fluchterfahrung immer auch Engagement gegen Rassismus ist.

AG 4

Festsaal

Stolpersteine und Edelsteine einer rassismuskritischen Bildungsarbeit (Anne Broden, IDA NRW)

Was ist Rassismus, was sind seine Ursachen und vor allem: wie können wir ihm angemessen(er) pädagogisch (und politisch) begegnen? Es werden Stolpersteine und Edelsteine einer rassismuskritischen Bildungsarbeit vor- und zur Diskussion gestellt.

11.20 - 12.Uhr

Festsaal

Tagungsfazit

Santina Battaglia, Diplom-Psychologin

12.00 - 12.30 Uhr

Festsaal

Zum Nachdenken anregender Abschluss: Spoken Word Performance

Philipp Khabo Koepsell, Autor und Künstler

12.30 - 13.30 Uhr

Mittagessen

 

Organisatorisches

(BitteAnmeldeformular nutzen)

Termin

Freitag, 27. November - Samstag, 28. November 2015

Ort

Berliner Stadtmission/Jugendgästehaus Hauptbahnhof (Lehrter Str. 68, 10557 Berlin)

Teilnahmebeitrag

(Tagung, Unterkunft & Verpflegung)

60 € Einzelzimmer (ermäßigt: 40€)

40 € Doppelzimmer (ermäßigt: 25€)

30 € ohne Übernachtung (ermäßigt: 20 €)

(Ermäßigung für Erwerbslose, Niedrigverdiener:innen, Student:innen, Schüler:innen und auf Anfrage)

Informationen

25jahre(at)idaev.de, Tel: 02 11 / 15 92 55 5

Barrierefreiheit

Die Tagungsräume sind barrierefrei zugänglich, das Jugendgästehaus teilweise, bitte wenden Sie sich an uns