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Frauenbild im NSU: Beate Zschäpe

Thema/Hintergrund

Frauenrolle(n)

Aussage von Zschäpe - Mädchen in deutscher Tradition

„Beim NSU-Prozess hat die Verteidigung Klischees über Frauen strapaziert, um Beate Zschäpe als naives Mädchen darzustellen: abhängig, emotional, unselbstständig. Zudem wird Zschäpe in eine deutsche Tradition der Schuldverdrängung gestellt: Erst habe man von nichts gewusst - und später nichts tun können. […].

Summe von Klischees über Frauen

Der Erklärung zufolge ist die Persönlichkeit von Beate Zschäpe exakt die Summe von sämtlichen gängigen Klischees über Frauen. Abhängig von den beiden Uwes sei sie gewesen: Die beiden hätten sie nicht gebraucht, aber Beate Zschäpe die beiden Männer. Als sie von den Morden erfuhr, sei sie entweder wie betäubt, fassungslos oder so aufgewühlt über die Freunde gewesen, dass sie erst einmal Sekt trinken musste und sogar die Katzen vernachlässigte. Wer würde es ihr verdenken? Ein armes Mädchen mit einer schweren Kindheit in der DDR, das an die Falschen geraten war. Allerdings will dieses Selbstgemälde nicht wirklich zu anderen Aussagen, Erkenntnissen und Gutachten über eine selbstbewusste Beate Zschäpe passen. Eine Beate Zschäpe, die nicht "herumgeschubst" worden und weder dumm noch gutgläubig gewesen sei. Und genau diese wichtige Rolle von Frauen in der rechtsextremen Szene betonen Experten immer wieder. Sie seien nicht nur Anhängsel der Männer - und würden oft von der Öffentlichkeit unterschätzt.

Tradition der Schuldverdrängung

Auf diesen Effekt hofft offenbar die Verteidigung, wenn nun erklärt wird, Beate Zschäpe habe auch von der Bekenner-DVD nichts gewusst. Und ein politisches Motiv für die NSU-Anschläge habe sie sowieso nicht erkennen können. Beate Zschäpe strapaziert nicht nur Klischees über Frauen, sondern stellt sich in die Traditionslinie der deutschen Schuldverdrängung aus den Jahrzehnten nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. Man habe nichts mitbekommen - und wenn man was gewusst habe, hätte man nichts tun können. Und von Politik habe man sowieso keine Ahnung. […].“ Gensing, Patrick (2015): Aussage von Zschäpe - Mädchen in deutscher Tradition[1]

Patrick Gensing verweist in seinem Artikel[2] zum einen auf die Schuldverdrängung von Frau Zschäpe, die er in die Tradition der Schuldverdrängung nach 1945 setzt und zum anderen auf die Frauenrolle, der sich die Verteidigung bedient.

 


[2] Die vollständige Aussage von Frau Zschäpe kann unter www.welt.de/politik/deutschland/article149803799/Dokumentation-Die-Aussage-der-Beate-Zschaepe.html abgerufen werden.

Durchführung der Übung

Die Seminarleitung bittet die Teilnehmenden in drei Kleingruppen den Text „So genau wollten wir das gar nicht wissen“ – Geschlecht, Schuld und Abwehr in der Berichterstattung über Beate Zschäpe“ vonCharlie Kaufhold durchzulesen und eine Internetrecherche[1] durchzuführen. Folgende Fragestellungen sollen in den jeweiligen Kleingruppen bearbeitet und in Stichpunkten auf Moderationskarten aufgeschrieben werden:

- Gruppe 1: Wie wird die (Frauen-) Rolle der Beate Zschäpe in den Medien dargestellt? Was fällt insbesondere bei der bildlichen Darstellung auf?

- Gruppe 2: Wie wird ihre Rolle als Mittäterin des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) beschrieben?

- Gruppe 3: Wie geht Frau Zschäpe in ihrer Aussage mit der eigenen Schuld um?

Auswertung

Im Anschluss an die Kleingruppenarbeit werden die Ergebnisse vorgetragen. Zu den jeweiligen Fragestellungen hält die Seminarleitung die Ergebnisse auf den Moderationskarten auf einer Pinnwand fest. 

 


[1] Beispielsweise unter:  http://www.zeit.de/thema/beate-zschaepe

Rahmenbedingungen

Zeit:

- 1,5 h

Material:

- Text: „So genau wollten wir das gar nicht wissen“ – Geschlecht, Schuld und Abwehr in der Berichterstattung über Beate Zschäpe“ vonCharlie Kaufhold

- Computer mit Internetzugang

- Moderationskarten

- Flipchart

- Pinnwand/Pinnwandnadeln

- Moderationskoffer

Arbeitsmaterial


Themen
  • Frauenrolle(n)
Schlagworte
  • Mediale Berichterstattung
  • NSU-Prozess
  • NSU
Zielgruppen
  • Multiplikator_innen/Lehrer_innen
  • Menschen mit Migrationsgeschichte/People of Color
  • Engagierte Bürger_innen
Mediengattung
  • Unterrichtsmaterial/Arbeitshilfe